Jonathan Hultén EYES OF THE LIVING NIGHT

Post Progressive, Kscope/Edel (14 Songs / VÖ: 31.1.)

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Kriegt ihr auch Schaum vorm Mund, wenn euch jemand mit „Achtsamkeit“ kommt? Oft nur ein Codewort für Ichbezogenheit und beige Wellness, wäre das Wörtchen hier ausnahmsweise mal angebracht – und positiv gemeint. Denn wie der frühere Tribulation-Gitarrist Jonathan Hultén solo in ruhigen und ruhigsten Tönen reflektiert, stilistisch zwischen Singer/Songwriter und traurigem Prog-Prinz from Outer Space, ist im besten Sinne achtsam. Wie schon auf dem Vorgänger, seinem Solodebüt CHANTS FROM ANOTHER PLACE von 2020, lässt er den Tracks Raum und Zeit, um zu wachsen, zu schillern, vielschichtig zu werden. Er zelebriert Reduktion und Melancholie und räkelt sich dabei auf einem Bett aus Siebziger Jahre-Vintagesounds. Ob mit Neoklassik-Piano (‘Through The Fog, Into The Sky’), ­vokalen Effekten und Spieluhrklimpern (‘Falling Mirages’), Spaghetti-Noir (‘The Ocean’s Arms’) oder Westcoast-Gitarre (‘Path Is Found’): Hultén konstruiert seine Texturen mit fühlbarer Innerlichkeit.

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‘Starbather’ hat was von „junger Paul McCartney imaginiert emotionalen Früh-Metal“ – so sanft lächelnd wird der Schluss-Track in die Verzerrung geschickt, und „plink!“ macht’s am Ende. Auf dieser Reise zum Ich möchte man Jonathan ewig zuhören. Gerade jetzt, wo die Wirklichkeit halb Scheiß-, halb Schlachthaus ist – wer könnte uns da besser trösten und wiegen als Jonathan Hultén, diese bedingungslos achtsame, androgyne Aubrey Beardsley-Figur?

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