Von der im Albumtitel angesprochenen Verzweiflung ist auf Bonamassas zwölftem Studioalbum nichts zu hören. Ganz im Gegenteil – BLUES OF DESPERATION birgt gleich einige der bislang stärksten und überzeugendsten Songs des Gitarristen und Sängers. Wie schon beim Vorgänger verlässt sich Bonamassa abermals auf Eigenkompositionen und erweitert damit sein stilistisches Spektrum um Spielarten, die zwar stets blues-grundiert bleiben, aber nicht sklavisch dem Genre-Purismus folgen.
Zwar sind die traditionellen Sujet-Tropen wie Züge, Abgebranntheit oder Schwermut weiterhin vertreten – die musikalische Ausstattung gelingt Bonamassa und seiner kongenial aufspielenden Band indes extrem abwechslungsreich und eingängig. Die Ärmel hochgekrempelt und den Amp auf Anschlag geht es mit ‘This Train’ und ‘Mountain Climbing’ gleich saftig und riff-gewaltig zur Sache, bevor ‘Drive’ mit treibendem Bayou-Blues und Gitarren-Twang Glenn Frey und Chris Isaak gleichsam gemahnt. ‘No Good Place For The Lonely’ hingegen geizt nicht mit späten Gary Moore-Momenten, während der exzellente Titel-Song mit einem auflockernden rhythmischen Riff-Motiv daherkommt, das unverkennbare Siebziger-Stones-Schlagseite hat (genauso wie das abschließende ‘What I’ve Known For A Very Long Time’ STICKY FINGERS-Geist atmet).
Dazwischen gibt es einen federleichten Gospel (‘The Valley Runs Low’), Bonamassa launig und augenzwinkernd den Bar-Blueser (‘You Left Me Nothin’ But The Bill And The Blues’), oder wird Ragtime für verrauchte Nachtclub-Hinterzimmer gespielt (‘Livin’ Easy’). Genau aus einem ebensolchen tritt der Gitarrist mit diesem Album noch einen gehörigen Schritt weiter in Richtung eines rock-begeisterten Massenpublikums, welches nicht zwangsläufig die Blues-Tonleiter oder die Lebensgeschichte von Lead Belly runterbeten können muss, um an dieser Platte Spaß zu haben.
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