
Eigentlich hätte schon Cantrells letztes Alice In Chains-Fremdgehwerk BRIGHTEN den Titel I WANT BLOOD tragen müssen. Denn nach seiner fast zwanzig Jahre währenden Solopause scheint der Gitarrist Blut geleckt zu haben und setzt mit dem früher als erwartet erscheinenden Nachfolger ordentlich die Pumpe in Gang. Und zwar überraschend anders. Oder irgendwie auch nicht, denn I WANT BLOOD ist ein gehöriger Schritt zurück zur grungigen Gangart seiner eigentlichen Band. Statt von Americana und Country durchzogenem, mit viel Akustikgitarre und positivem Freiheitspathos gespielten Rock liefert Cantrell das, was Fans eigentlich am meisten wollen: gut durchblutete Riffs. Wieder bedeutend düsterer und melancholisch wirkende Stücke wie ‘Vilified’ oder ‘Throw Me A Line’ zeigen sich dabei am stärksten. Tiefrote, todtraurige Melodik trifft auf fast schon doomiges Riffing und formt eine Melange aus dramatischem Rock und erhabener Gemütlichkeit. Zwar geht für diese Riff-basierte Rockerei etwas die Experimentierfreudigkeit flöten, doch auch das machen die vereinzelten Ausreißer wieder wett. Denn trotz allem findet Cantrell auch Zeit für ruhigere, psychedelisch anmutende Momente. Und doch ist alles perfekt getimt und auf den klagenden Grunge-Gesang abgestimmt. Bei dem hat sich der Musiker anscheinend auch mehr angestrengt, denn selten klang seine Stimme, die erst seit Laynes tragischem Tod bei Alice In Chains in den Vordergrund rückte, so wohlgeformt und kraftvoll.
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