Obwohl sich Jeff Loomis bei Nevermore immer in den Dienst der Band gestellt hatte, sorgte er mit seinem technisch raffinierten und knallharten Gitarrenspiel für Aufsehen. Loomis zählt zu den wohl wichtigsten und einflussreichsten Saitenzauberern der vergangenen zwei Jahrzehnte. Nach der nicht freundschaftlich verlaufenen Trennung von seinem alten Kumpel Warrel Dane feiert der blonde Hüne aus Seattle seine neu gewonnene Freiheit mit seinem zweiten Soloalbum PLAINS OF OBLIVION. Und er verhält sich darauf wie ein wildes Vieh, welches aus seinem Käfig herausgelassen wird.
Der Hörer wird sofort vom thrashigen, pfeilschnellen ‘Mercurial’ förmlich überrollt. Auch ‘The Ultimatum’ wirkt wie ein heftiger Schlag in die Fresse. Loomis soliert und rifft wie der Teufel – mal gefühlvoll, mal ungehalten, dabei aber jederzeit mit Sinn und Verstand, gelegentlich Klassik-inspiriert, aber primär im Metal verankert. Auch ein Verdienst der exzellenten Rhythmustruppe, Tieftöner Shane Lentz und Soilwork-Schlagzeuger Dirk Verbeuren, die mit Wucht und Präzision die Chose geschickt zusammenhalten. Extreme Tempovariationen und eine schweineharte Produktion drücken dermaßen, dass man das entspannte ‘Chosen Time’ umso mehr genießen kann. Härtemäßig bewegt sich PLAINS OF OBLIVION in Nevermore-Bereichen, sprich: im Grenzbereich zwischen derbem Heavy Metal und Thrash. Für einige Stücke lässt sich Loomis von ein paar Freunden unterstützen, als da wären: Der ehemalige Megadeth-Gitarrist Marty Friedman, der Steve Vai-Sidekick Tony McAlpine, der ehemalige Nevermore-Kollege Attila Vörös sowie Chris Poland, früher bei Megadeth und Damn The Machine.
PLAINS OF OBLIVION ist im Grunde eine Instrumental-Scheibe. Lediglich bei ‘Surrender’ schreit-brüllt Ihsahn von Emperor und bei zwei weiteren Liedern Christine Rhoades, eine alte Freundin des Protagonisten. Fulminante Sache, das.
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