Bei In This Moment hat man schon seit mehreren Jahren das Gefühl, dass der ganz große kommerzielle Durchbruch kurz bevorsteht. Das Gesamtpaket ist stimmig, um diverse Zielgruppen angeln und an Land ziehen zu können: Modernes Song-Verständnis, prall gefüllte, satt groovende Produktionen, stilistische Vielfalt, Dynamik und eine Frontfrau, die stimmlich wie auch in der Eigeninszenierung einiges hermacht. Cool wären jetzt noch bockstarke Songs – und daran hapert es auch auf MOTHER. Ich weiß ja nicht, nach welchen Zielsetzungen die Kalifornier um Sängerin Maria Brink ihren Kompass einstellen, aber das neue Material wirkt doch überraschend orientierungslos.
🛒 MOTHER bei AmazonWill man die Linkin Park-Anhängerschaft bezirzen (die kühle, elektronische Instrumentierung und manch eine Ballade lassen darauf schließen), eher im Rock-Establishment regieren (das ‘We Will Rock You’-Cover mit Lzzy Hale und Taylor Momsen wirkt aber auch erstaunlich einfallslos) oder doch Evanescence (in den leider viel zu seltenen sinfonischen Passagen sind In The Moment am stärksten) das Wasser abgraben? Das Schlimme (denkt euch die Anführungszeichen) ist, dass man in jeder Sekunde das Potenzial spürt, das in diesen Musikern schlummert, welches aber nie zum Abschluss kommt. Das liegt mitunter auch an den seltsamen Arrangements, welche diese Scheibe dominieren und einen emotionslos zurücklassen.