Nach der grellen Kälte von ARKTIS setzt Ihsahn zumindest visuell bei seinem siebten Soloalbum auf komfortable Dunkelheit – und einen Albumtitel mit A, was Kontinuität verspricht, wiewohl dieser Begriff bei dem einstigen Emperor-Chef und derzeitigen Darling der extremeren Prog-Szene etwas schwer zu greifen ist.
Denn grundsätzlich ändert Ihsahn seinen Modus Operandi nicht, seine MIDI-basierte Art des abstrakten Komponierens, seine cinematografische Opulenz im Arrangieren, die gezielte Zusammenarbeit mit Gastmusikern, die ein eigenes Timbre in den Fluss der Noten integrieren, und, ja, auch seinen etwas gewöhnungsbedürftigen Gesangsstil. Was sich hingegen ändert, sind die Gedankengerüste, die hier Wort und Klang werden. ÁMR sei, so Ihsahn, „direkter“, versagt sich symphonischem Bombast und wagt sich an Art-Pop-Song-Strukturen, was im Ergebnis weniger Metal und mehr Gänsehaut bringt (hört nur ‘Where You Are Lost And I Belong’).
Im Rückblick auf Ihsahns Gesamtwerk werden die Soloalben immer an Emperor gemessen, für ÁMR scheint es klar zielführender, zum Beispiel Star Of Ash mal wieder in den Fokus zu nehmen. Ihsahn erklärte, er habe sich im Vorfeld mit R’n’B und modernem HipHop beschäftig: Das hört man nicht direkt, aber die reduzierte, rhythmische Düsternis der Kompositionen zeigt, welche Gedankengänge stattgefunden haben. Auch ein schwächeres Ihsahn-Album wie (im Nachhinein) DAS SEELENBRECHEN steht hoch über dem Durchschnitt – ÁMR ist eines, das bei jedem Hören mehr Tiefe gewinnt. Klasse!