Humanity’s Last Breath hießen wohl kaum so, würden sie nicht die Grenzen der todesmetallischen Innovation ausloten. Hier wird die Gitarre wortwörtlich in Jimi Hendrix-Manier verkehrtherum auf links gedreht, um die tiefsten Töne in einer verqueren Abart von hinten zu versohlen. Auch ihre dritte Platte wütet im disharmonischen Dauerfeuer. Als Einstieg gräbt sich ‘Glutter’ wie das Beißwerkzeug einer Bodenbohrmaschine immer schwerfälliger in dunkelstes Lavagestein. Das Riff-Tempo drosselt sich zu einer unerträglichen Langsamkeit, bis einsam auf weiter Flur hochfrequente Dissonanzen so hektisch zittern wie lebend gehäutete Pelztiere auf der Schlachtbank. Ein dystopisches Angstgeständnis, das nicht besser in unsere Zeit passen könnte. Ein Soundtrack für alle Apokalypten und jene, die es noch werden wollen. Anspieltipps: das Meshuggah-würdige ‘Earthless’, der galoppierend-griesgrämige ‘Dehumanize’-Djent (hinterrücks von mächtigen Chören in einer Art Chorus durchstochen); das nervös-zerfahrene ‘Tide’ mit seinen in Perfektion ausgeformten Misstönen der Gitarren oder die auditiven Alarmzustände in ‘Spectre’.
🛒 VÄLDE bei AmazonHier neu im Sound: Angeraut choraler Klargesang, untermalt von einem stakkativen Streichorchester. Solch schattige Überraschungen tränken den Sound der Schweden. Eine durchgehende Ungewissheit lässt Kiefer und Zunge verzweifelt daran arbeiten, eifrig ein eitriges Geschwür am Gaumen loszuwerden. So lässt sich der panische Akt beschreiben, der die Nervenbahnen durchläuft, wenn Humanity’s Last Breath ihre Brutalität in Reinkultur zelebrieren. Ja, eine gehörige Portion Ekel gehört dazu, wenn die in missmutige Melodien gepressten Schreckzustände hin- und herflimmern. Definitiv nur mit aufgerissenen Augen genießbar. Die Schweden brauen ihr ganz eigenes Süppchen, etwas nie Dagewesenes, das in seiner musikalischen Losgelöstheit besticht. Raus findet wohl keiner mehr aus diesem undurchdringlichen, tiefschwarzen Sud. Aber manchmal will man das auch gar nicht mehr.
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