Hogwarts Legacy

Fantasy-Rollenspiel, Avalanche Software/Portkey Games/Warner

5.5/ 7
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Foto: Avalanche Software/Portkey Games/Warner

‘The Witcher 3: Wild Hunt’ trifft ‘Harry Potter’ – und hier könnte diese Rezension auch schon aufhören. ‘Hogwarts Legacy’ ist genau das: Ein auf ein breites Publikum ausgelegtes Open World-Rollenspiel im Setting von J. K. Rowlings magischer Welt. Wer diese beiden Dinge mag, der wird seinen Spaß mit dem Spiel haben. Viele wollten schließlich unbedingt mit elf Jahren die Einladung in die Zaubererwelt erhalten, und dieses wirklich interaktive Erleben von Harrys Welt bietet nun ‘Hogwarts Legacy’ erstmals.

Kanongetreues Harry-Prequel

Natürlich ist es nicht vollständig Harrys Welt: ‘Hogwarts Legacy’ spielt im 19. Jahrhundert zum Zeitpunkt einer aufkeimenden Koboldrebellion. Der Spielercharakter erreicht Hogwarts erst zur fünften Klasse. Was wie ein Novum wirkt, hat in der Spielewelt Geschichte: Nach und nach findet man heraus, was es mit der alten Magie auf sich hat, die der Protagonist nutzen kann, und wie die Aufstände der Kobolde gegen die Zauberergemeinschaft damit zusammenhängen. Die Geschichte fügt sich gut in den Kanon ein, der aus den ‘Harry Potter’-Büchern und -Filmen bekannt ist.

Dreh- und Angelpunkt ist natürlich Hogwarts – und die Schule birgt bekanntermaßen so viele Geheimnisse, dass es keinen Grund gibt, weshalb die Geschehnisse von ‘Hogwarts Legacy’ nicht wirklich stattgefunden haben sollten. Es gibt im Spiel viel zu erkunden; das Schloss selbst wirkt riesig, ist aber lediglich ein winziger Teil der Karte, denn es gilt neben Hogwarts und Hogsmeade auch die Highlands zu erkunden. Zum Glück gibt es keine Ausdauerleiste und zusätzlich Flohpulver als Fast Travel-Option! Zwar wirken die Karte und einige Menüs optisch wie aus einem Handy-Spiel, doch davon ist im Spiel selbst nichts zu sehen.

Schwierigkeitsgrad: Einfach

Grundsätzlich handelt es sich um ein normales Rollenspiel: Quests, Sidequests, Minirätsel, nur eben im Zauberumhang. ‘Hogwarts Legacy’ ist in seinem Schwierigkeitsgrad mit ‘The Elder Scrolls 5: Skyrim’ vergleichbar – ziemlich einfach für erprobte Spieler. Besonders fällt dabei der Revelio-Zauber ins Gewicht, der von Beginn an ausgestattet ist und die Lösung zu so ziemlich allen Rätseln sowie Feinde oder Loot in der Nähe anzeigt. Über diesen Zauber hinaus kann man zahlreiche weitere Sprüche lernen. Nett ist hierbei, dass das Erlernen beziehungsweise Freischalten und spätere Ausüben von Zaubern im Kampf unterschiedlich funktionieren. Die Kämpfe selbst sind spannend und mit vielen Möglichkeiten und Angriffskombinationen gestaltet. Was sich hingegen etwas seltsam anfühlt, sind einige Mechaniken wie das Brauen von Zaubertränken, bei denen mit der Maus Bewegungen vollführt werden müssen.

Zaubertränke-Unterricht in Hogwarts.

Andere Herangehensweise

Was ‘Hogwarts Legacy’ ohne Zweifel mitbringt, ist eine große Fanbase des Referenzmaterials. Da liegt auch der Unterschied zu den angesprochenen ‘The Witcher 3: Wild Hunt’ oder ‘The Elder Scrolls 5: Skyrim’: Während viele Spieler die magischen Welten von Andrzej Sapkowski beziehungsweise Tamriel erst mit diesen größten und aktuellsten Spielen der Reihe kennenlernten, ist den Spielern von ‘Hogwarts Legacy’ bekannt, worauf sie sich einlassen. Das Erleben ist daher ein anderes. Mehr als andere Titel im Genre muss sich ‘Hogwarts Legacy’ auf das Fortführen der Welt konzentrieren, die die Filme bereits so präsent visualisiert haben.

Zusätzlich zur eigenen Geschichte wählt das Spiel den klugen Weg, Details auf den Büchern aufzugreifen, die nie ihren Weg in die Verfilmungen fanden. Peeves, Hogwarts’ Geheimgänge, Professor Binns – ‘Hogwarts Legacy’ ist in vielen Fällen ein Wiederentdecken der Dinge, die man vom Lesen kennt. Fanservice ist es keineswegs: Die Details fügen sich nahtlos ein, lassen die Welt rund wirken. Apropos Fan-Anspruch: Das Haus ist in ‘Hogwarts Legacy’ zwar selbstgewählt, allerdings kann man auch sein Ergebnis aus dem großen Test bei Wizarding World (ehemals Pottermore) importieren. Wo man auch landet: Vor allem Hogwarts ist wirklich wunderschön!

Hogwarts’ Eingangshalle.

Viel zu gucken, wenig zu sehen

Allerdings liegt in all diesen Details auch ein Problem des Spiels. Das digitale Hogwarts bietet unglaublich viel zum Ansehen, endlose Details schmücken die Welt von ‘Hogwarts Legacy’. Aber sie bleiben in vielen Fällen eben das: Schmuck. Mit den wenigsten Dingen kann man interagieren. Während einige Elemente sich erst im Verlauf des Spiels freischalten und dieses damit auf Dauer spannend halten, muss man an vielen Details leider vorbeigehen. In Hogwarts lassen sich beispielsweise von den Dekoelementen größtenteils Globen drehen, ansonsten beschränkt sich das Interagieren mit der magischen Welt auf das einmalige Finden von Buchseiten an den interessantesten Orten. Davon gibt es zugegebenermaßen viele, und über sie zu lesen ist nett, zumal Sammelkarten wie von Schokofröschen bekannt ja durchaus gut in die Welt passen. Allerdings ist es eben etwas schade, ausschließlich lesen zu können – beim Spiel geht es ja um das Erleben. In einer Welt, die ohnehin aus allen Nähten platzt, wäre ein bisschen mehr sicher auch kein Problem gewesen.

Die Spielewelt reicht weit über Hogwarts hinaus.

Neue Diversität

Was in seinem Nicht-Kommentiertwerden hingegen gut ist, ist die Diversität der Figuren. Im Angesicht von J. K. Rowlings neuesten Schlagzeilen wirkt es ein wenig wie ein Tritt ins Gesicht der Autorin, wie flexibel die Figurengestaltung hier funktioniert. Natürlich ist das Schlafsaalsystem der Zauberschule wie zu Harrys Zeiten auch binär, doch Aussehen und Stimme sind vom Spieler frei anpassbar. Und es gibt wirklich viel Auswahl – auf der Mechanikenebene lassen sich neben der Optik auch Einstellungen für Linkshänder oder Farbenblindheit treffen. Im Spiel tritt sogar eine trans Figur auf – vielleicht wurde sie eingefügt, um Fans zu besänftigen, aber sie fügt sich ebenso ein wie all die Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben, Dialekten und Akzenten, und zumindest das ist schön. Weniger schön ist, dass einige Figuren Kopien von Buchfiguren zu sein scheinen und namenlose NPCs selten kohärente Gespräche führen. Darüber lässt sich allerdings hinwegsehen.

‘Hogwarts Legacy’: Problemkinder

Schwieriger zu ignorieren sind Grafikfehler, die zumindest in der PC-Version auftauchen. Einige Texturen laden nur langsam oder bleiben in Nebel gehüllt – und das auf durchschnittlichen Grafikeinstellungen. Am auffälligsten sind allerdings die Schwierigkeiten des Spiels mit wechselndem Licht: Im Dunklen, im Wald oder im Beisein verschiedener Lichtquellen zucken schwarze Balken über den Bildschirm – unschön. Die Ladezeiten können ebenfalls etwas nerven, sind allerdings im Vergleich zu Spielen wie ‘Warhammer 40,000: Darktide’ noch völlig im Rahmen.

Wenn man dann noch darüber hinwegblicken kann, dass der Protagonist des Spiels beim Sprechen manchmal etwas hohler klingt als die NPCs, dann sollte man mit ‘Hogwarts Legacy’ keine Probleme haben. Außer vielleicht, man plant, als Bösewicht zu spielen – der Spielercharakter macht es den Leuten um sich herum meistens recht. Die Chance zum wirklichen Rollenspiel besteht nicht, da man meistens alle Gesprächsauswahlmöglichkeiten hintereinander auswählen kann. Dafür sind vor allem die langen Gespräche in Cutscenes schön animiert – fast wie ein Film.

Fazit

Abschließend lässt ‘Hogwarts Legacy’ einen mit einem magischen Gefühl zurück. Das Spiel ist überraschend gut und dem Hype gerecht – für Fans bietet es definitiv einen Mehrwert im Fandom. Und davon eine ganze Menge, denn die Spielzeit ist wirklich lang. Die Entwickler geben mindestens 20 Stunden für die Hauptquest an und liegen damit richtig. Und wenn einem dann mal wieder die Originalfilmmusik vorgespielt wird, kann man ‘Hogwarts Legacy’ eigentlich nur lieben.

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