Grave Desecrator sind Kult. Jo. Und nun? Wer bei der Erwähnung von Namen wie Sarcofago oder ganz frühen Sepultura unter unkontrolliertem Speichelfluss leidet, hat diese Scheibe vermutlich schon als Doppel-LP im Schrank stehen. Der Rest sei vor-
weg gewarnt: DUST TO LUST ist klanggewordener Anachronismus, ein unbeirrtes Festhalten längst vergangener Zeiten, als die Thrash-Szene erstmals unaufhaltsam in Richtung Death Metal mutierte. Gut, man könnte auch einfach einen dicken „Retro!“-Sticker draufpacken, fertig. Die Frage ist:
Hat solch eine Scheibe heutzutage eine Existenzberechtigung? Die Songs sind meist sehr simpel gehalten, das Schlagzeugspiel ist eher schlicht, die Gitarrenarbeit aufs Nötigste reduziert – allerdings plus meist quietschgniedelnder Soli, die bei Kerry King moderates Stirnrunzeln hervorrufen dürften.
Die Produktion geht in Ordnung. Nicht absichtlich in den Sand gesetzt, um in den Genuss höherer Retroweihen zu kommen, aber auch nicht zu modern, um das Zielpublikum nicht zu verschrecken. Das Riffing pendelt zwischen altbacken und tausendfach gehört bis hin zu „Kenne ich irgendwie, aber ist geil“. Kann man hören, muss man aber nicht. Eine Scheibe mit authentischem Entstehungsdatum täte es sicher auch. Genre-Freunde mit der richtigen Erwartungshaltung und Lust auf angestaubte Klänge dürfen aber bei DUST TO LUST zugreifen.
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