Es scheint fast, als sei Gesamt-Yorkshire in eine kollektive nostalgische Nabelschau verfallen. So wie sich Greg Mackintosh gerade von einem Death Metal-Urschrei zum nächsten vorarbeitet, hat auch Ex-My Dying Bride-Gitarrist Hamish Glencross mit seiner neuen Band Godthrymm ganz klar keine Musik im Visier, die nach 1995 entstanden sein könnte. REFLECTIONS entwirft stattdessen eine alternative Musikgeschichte, in der die bei vielen damaligen Protagonisten vorhandene Zuneigung zu Epic Doom à la Candlemass dominanter in die Proto-Death Doom-Entwicklungen eingegriffen hätte.
🛒 REFLECTIONS bei AmazonDas Ergebnis kombiniert die trostlose Aura von ganz alten Paradise Lost oder frühen Katatonia mit Zeitlupentempo (übrigens auch von einem ehemaligen My Dying Bride-Mann getaktet: Shaun Steels) und mal mehr, mal weniger ausgeprägter Theatralik (etwa ‘The Sea As My Grave’), wirkt aber im Vergleich zu aktuellen Epik-Doomern (Crypt Sermon, Sorcerer et cetera) ziemlich minimalistisch. Am ehesten höre ich hier noch Pallbearer raus, bevor diese zu Hipster-Darlings wurden… Alles in allem ein Album für Puristen, das gelegentlich dicht am Hit-Material dran ist (‘We Are The Dead’, siehe Pallbearer), aber auch ziemlich trübselig sein kann (siehe das erst dröge, dann polternde ‘The Grand Reclamation’). Was ja aber auch nicht völlig verkehrt ist.