Godflesh existieren schon länger, als ich für METAL HAMMER schreibe, und sind bis heute ein einmaliges Phänomen an seinen entlegeneren Extremitäten. Man könnte böse sagen, dass es schon seine Gründe hat, warum in 35 Jahren niemand ernsthaft versucht hat, ihren bahnbrechenden Pionier-Industrial Metal zu kopieren. Es gibt zwei augenscheinliche Gründe dafür, dass viele sie lieben, aber kaum jemand sein will wie sie: Zum einen tut sich Metal immer schwer, wenn es um Brücken hin zu Dance-Musik geht, und zum anderen ist der typische Godflesh-Song so perfide simpel gestrickt, dass jegliches Epigonentum wie eine pure Kopie klingen müsste. Ein Dub-Beat, ein bis zwei von Justin Broadricks seltsam verbogenen Atonal-Riffs und Wortfetzen, mal heiser gebrüllt, mal softer rausgesäuselt: Dieser Minimalismus ist auf PURGE, dem ersten Album seit sechs Jahren, sehr prägnant.
🛒 PURGE bei AmazonBesonders der Non-Metal-Bereich nimmt dabei gekoppelt mit der nötigen Lautstärke maximalen Einfluss auf Muskelgruppen im Nacken und weiter unten. Was der Drumcomputer und Bass-Stoiker G.C. Green etwa in ‘Permission’ anschieben, ist unwiderstehlich. Da sind wir dann schon im hinteren Teil des Albums, der deutlich mehr ambient ausfällt als das Erdbeben von ‘Nero’, ‘Land Lord’ und ‘Army Of None’ zum Auftakt. Insgesamt ein Album, das mit den traurigen Überresten des Industrial Metal-Booms der Neunziger den Boden wischt.
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