Unlängst veröffentlichten Europe mit THE FINAL COUNTDOWN 30TH ANNIVERSARY SHOW – LIVE AT ROUNDHOUSE einen Konzertmitschnitt anlässlich ihres drei Dekaden alten Megasellers. Dass der Set-Teil vor dem Jubiläumsprogramm vom Material ihres letzten Albums WAR OF KINGS bestritten wurde, spricht im umgekehrten Pflicht/Kür-Verhältnis Bände über die heute etwas gespaltene Beziehung der Band zu ihrer Achtziger-Vergangenheit: Längst huldigen Europe lieber dem Classic Rock von Purple und Led Zep, als dem Ruf alter Zuckergussfanfaren zu folgen.
So auch auf ihrem aktuellen Album WALK THE EARTH, der zweiten Zusammenarbeit mit Authentizitäts-Sound-Garant und Produzent Dave Cobb (Rival Sons, All Them Witches, Jason Isbell). Die Fähigkeit, runde Songs zu schreiben, hat die Band nie verlernt, und doch wünscht man sich bei aller im Alter (wieder-)entdeckten Erdverbundenheit manchmal die seligen Zeiten von OUT OF THIS WORLD (1988) zurück, in denen die Band nicht wusste, wohin mit all den genialen Melodien und Hooks. Am deutlichsten erinnert noch die Ballade ‘Pictures’ an jene goldene Ära; doch auch andere Stücke (‘The Siege’, ‘Election Day’, ‘Wolves’) lassen – stärker als auf WAR OF KINGS – zwischen heulender Hammond und Hard Rock-Hinduismus immer wieder Anzeichen jener früheren kompositorischen Griffigkeit ausmachen.
Würden Europe diese noch einmal hemmungslos verdichten und konzentriertes Hit-Potenzial nicht als Ausdruck künstlerischer Unglaubwürdigkeit begreifen, stünde uns in der mit LAST LOOK AT EDEN (2009) initiierten Reihe guter Classic Rock-Veröffentlichungen irgendwann vielleicht noch mal ein wahrhaft himmelsstürmendes Alterswerk ins Haus.