Mit ihrem zweiten Album für Season Of Mist muten die Litauer sich und ihren Hörer*innen einiges zu. Ihr brutal dröhnender, fuhrwerkender Sound, metallisch und kalt, vernichtet ziemlich alles. Vor allem die Hoffnung auf die versprochene Kurzweil mit Sludge-Groove (Sludge, echt jetzt? Wo?), auf galligen Hardcore oder atmosphärisch klirrenden Black Metal. Dabei ist die 2016 in Vilnius gegründete Band mit hohen Ansprüchen angetreten. Keine Grenzen akzeptieren, keine ausgetretenen Pfade beschreiten, sondern experimentieren wollten sie. Wenn die Vollgasmentalität ihres Debüts VAITOJIMAS das 2018 nicht zu hundert Prozent einlöste – egal, da hatten sie noch so ’ne Art Welpenbonus. Nun haben Erdve auch für SAVIGAILA (auf Deutsch so viel wie „Selbstmitleid“) ambitionierte Vorstellungen, soll das Album doch dabei helfen, die „Herausforderungen einer verunsichernden Wirklichkeit“ besser zu bewältigen.
🛒 SAVIGAILA bei AmazonDie Themen des Albums sind „Bedauern, Neid, Selbstachtung, Liebe, Sorge und Zusammenhalt“. Is’ ja witzig. Hätte die Plattenfirma das nicht dazugeschrieben, hätte ich gedacht, die Message des Albums ist: „Planeten schrotten, jetzt!“ Was am gewählten Klangbild liegen mag, einer chaotisch plärrenden Verdichtung, in der Erdve immer wieder den Faden verlieren. Da sind selbst ihre Zwischenspiele (wie ‘Votis’, ‘Pleura’ und ‘Pragulos’) noch anstrengend. Urteile ich jetzt ungerecht, vorschnell? Vielleicht gewinnt das Album nach mehreren Durchläufen? Vielleicht, ja – aber die muss man erst mal schaffen.
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