Wenn man als Fan über Line-up-Wechsel innerhalb einer Band liest, ist das oft keine große Sache – insbesondere, wenn der Sänger derselbe bleibt. Der Stil ist schließlich definiert, daran kann man sich orientieren, auch mit neuen Musikern. Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht: Für eine Band ist solch ein Wechsel weit mehr als nur ein neues Gesicht im Proberaum. Sie muss sich neu finden, aufeinander einstellen, in die Balance kommen, die Freude an der Musik beleben. Enslaved mussten bei UTGARD genau das tun. Nicht zum ersten Mal in ihrer Karriere, doch sie mussten mit Drummer Cato Bekkevold einen langjährigen Eckpfeiler ihres Sounds ersetzen.
Iver Sandøy (Trinacria) hat das bravourös gelöst, auch weil er Enslaved seit Jahren im Studio begleitet. Mit Keyboarder Håkon Vinje hat sich die Band zudem auch im Bereich Klargesang (siehe etwa sein Einsatz in ‘Storms Of Utgard’, der einen herrlichen Kontrast zu Grutle Kjellsons kehliger Stimme bildet) verstärkt. Und, das merkt man UTGARD an, auch noch einmal als neu geformte Gemeinschaft darauf besonnen, wofür Enslaved stehen. Die Platte ist mehr noch als früher ein Schmelztiegel der Stile, von Pagan bis Prog, fein aufeinander abgestimmt und in sich verwoben. Besonders gelungen ist dies bei ‘Jettegryta’, einem beeindruckenden Stück, das scheinbar mühelos sämtliche Aspekte und Schaffensperioden von Enslaved aufgreift und vereint.
🛒 UTGARD bei AmazonEbenso beeindruckend: das epische ‘Homebound’, das mit einer enormen Bandbreite und Opulenz aufwartet. Hier wird auch die Bedeutung des Albumtitels wunderbar deutlich: UTGARD, das Gebiet, in dem weder Götter noch Menschen Macht haben, sondern die Riesen ihre Kreise ziehen. Ein Ort, der sich der Kontrolle entzieht und speziell deshalb Freiheit und Entfaltung möglich macht. Hier gelingt Enslaved nicht nur die eigene Transformation und Neujustierung als Einheit, sondern sie meistern auch die immerwährende Herausforderung, das Alte zu bewahren und sich dennoch zu entwickeln.
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