Das bislang beste Album von Eisbrecher beginnt auch gleich mit dem besten Opener ihrer Geschichte: ‘Was ist hier los?’ ist ebenso simpel wie effektiv, ein massives Bügelbrett, das man in dieser Machart sonst nur von Rob Zombie kennt. Ein Song, der sich auf Wochen in die Membran einfräst. Der Fettgehalt der Gitarren zeigt außerdem direkt zu Beginn, dass es der Hörer klanglich mit der rockigsten Scheibe von Eisbrechers Karriere zu tun bekommt.
Speziell dieser Punkt hat mich bislang immer von der totalen Eisbrecher-Ekstase abgehalten, denn manche Alben klingen zu gotisch-unterkühlt (wenngleich sich die Bayern auch 2017 mitunter gerne in elektronischen Gefilden aufhalten). Davon kann auf STURMFAHRT keine Rede mehr sein. Die Riffs sind extrem zackig (‘Besser’), marschieren stramm durch den Nacken (Titel-Song) oder ziehen dem Hörer durch geschickt eingeflochtene Ballon-Samples (‘Der Wahnsinn’) einen zweiten Scheitel. Aber STURMFAHRT wäre kein Eisbrecher-Werk, wenn es nicht auch die andere, melancholische (‘Das Boot’-Cover), ja, gar romantische Seite (‘Wo geht der Teufel hin’) gäbe.
Diese Nummern verleihen der Band eine (für Kritiker) „unfassbare“ Dimension, andererseits balancieren die leisen Eisbrecher-Momente nah am Schlager. Aber für den Angriff auf Platz eins der deutschen Charts muss das ja kein Nachteil sein. Zwei, drei mittelprächtige Nummern gilt es zu verkraften, aber allgemein gilt für STURMFAHRT: Viel Besseres gibt es aktuell in der elektrisierten deutschen Rock-Landschaft kaum zu hören.