Es ist ein erstaunlich enigmatisches Album geworden, selbst wenn Drudkh auch sonst selten den geradlinigen Weg wählen. Seit dem 24. Februar ist das Land, das Roman Saenko, bekennender ukrainischer Nationalist, so liebt, vom Krieg überzogen. Er selbst schaffte es, aus seiner Heimatstadt Kharkiv zu flüchten, als die Raketen und Granaten einschlugen, und er schaffte es, immitten von alledem ein neues Drudkh-Album zu vollenden. „Alles gehört der Nacht“, lautet übersetzt sein Titel, und nach den Vertonungen ukrainischer Gedichte auf dem Vorgänger ЇМ ЧАСТО СНИТЬСЯ КАПІЖ, der bei aller Melancholie die Vorfreude auf einen kommenden Frühling ausstrahlte, ist dies ein lupenreines Herbstalbum, das vor allem eines zu wollen scheint: das Menschsein aufzulösen.
🛒 ЇМ ЧАСТО СНИТЬСЯ КАПІЖ bei AmazonKeine Wut, kein Zorn, kein Kriegspatriotismus – es endet mit dem Song ‘Поки зникнем у імлі’ – „Bis wir im Nebel verschwinden“, 15 Minuten sich zersetzender Riffs mit nur gelegentlichem melodischem Aufbäumen. ВСІ НАЛЕЖАТЬ НОЧІ ist sicher typisch Drudkh, aber so traurig habe ich diese Musik bisher nicht wahrgenommen.
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