Vorbei sind die Zeiten, in denen man mit Taschenlampe bewaffnet durch dunkle Räume schlich und von Dämonen überrascht wurde, die plötzlich von vorne, von der Seite oder auch fies von hinten auftauchten und den Spieler überraschten. DOOM 3 war kein schlechtes Spiel, aber es fühlte sich eben auch nicht wie ein richtiges DOOM an: Die Grafik war für damalige Verhältnisse sehr schön – hätte man denn was erkannt: Die gesamte Umgebung war dermaßen dunkel, dass man so gut wie nichts sehen konnte. Nun, id Software scheint aus den Fehlern vergangener Tage gelernt zu haben und verspricht mit DOOM eine Rückkehr zur alten Schule. Wo DOOM drauf steht, muss eben auch DOOM drin sein.
Keine Zeit für Erklärungen
Zu Beginn des Spiels wacht man halbnackt und ohne Waffen auf einem Opferaltar in den Räumen der UAC (Union Aerospace Corporation) auf dem Mars auf. In einer automatisch ablaufenden und in Spielgrafik gerenderten Szene kann sich der Spieler allerdings von seinen Fesseln losreißen und wird auch sogleich von einem Monster begrüßt. Unser namenloser Held, der Doomguy, greift zur Pistole neben sich und ab diesem Moment übernimmt der Spieler die Kontrolle und schießt sich durch erste Gegnerhorden. Im nächsten Raum findet der Doomguy dann auch schon seine Kampfrüstung, den Praetor Suit. Im Raum danach findet man eine Shotgun und anschließend ballert man sich auch schon durch die nächste Monsterwelle. DOOM kommt gleich zur Sache, Zeit für Erklärungen oder eine einleitende Story bleibt nicht. Die zugegebenermaßen dünne Handlung wird eher am Rande erzählt und ist eigentlich nur Mittel zum Zweck: Das schnelle Gameplay, üppige Karten mit vielen versteckten Extras sowie abwechslungsreiche und fordernde Gegner stehen bei DOOM im Mittelpunkt.
Glory Kills, Power-Ups, Upgrades & Runen
DOOM spielt sich voll und ganz wie ein Shooter der alten Schule, hat aber auch einige Neuerungen zu bieten. Ein typischer Level in DOOM sieht ungefähr so aus: Der Spieler erhält seine Missionziele, die links im HUD eingeblendet werden und macht sich dann auf den Weg durch die großen Level, die zum Erforschen einladen, aber auch einfach schnell durchlaufen werden können. Schon im zweiten oder spätestens dritten Raum trifft man auf die ersten Gegner, doch wir reden hier nicht von einer Handvoll Feinde. Stattdessen stellen sich dem Spieler gleich ein ganzes Dutzend oder noch mehr Monster in den Weg. Schnelle Reaktionsfähigkeiten sind bei DOOM ein Muss, wer hier stehen bleibt oder nicht schnell genug schießt, stirbt. Anfänger sollten deshalb lieber gleich mit einem einfachen Schwierigkeitsgrad starten, denn sonst kann es schnell frustrierend werden.
Aber zurück zu den Gegnern: Neu sind die sogenannten Glory Kills. Nimmt ein Gegner genug Schaden, leuchtet er aus der Entfernung blau und wenn der Spieler in Reichweite ist, leuchtet er orange (wer die leuchtenden Hinweise nicht mag: Sie lassen sich in den Optionen deaktivieren). Drückt man jetzt den entsprechenden Knopf, wird der Feind vom Doomguy auf eine sehr anschauliche Art und Weise exekutiert. Als Belohnung winken zusätzliche Munition oder Health-Kits (eine sich selbst regenerierende Gesundheitsanzeige gibt es zum Glück nicht).
Damit das System der Glory Kills nicht langweilig wird, gibt es die unterschiedlichsten Variationen: Eingedrückte Köpfe, abgerissene Arme, herausgerissene Herzen, die dem Feind ins Maul gestopft werden. Die Glory Kills sind dabei brutal wie einfallsreich zugleich. Apropos Brutal: Mit Blut und Eingeweiden spart id Software bei DOOM an keiner Stelle, umso erfreulicher ist es da, dass der Ego-Shooter in Deutschland komplett unzensiert erscheint.
Die Glory Kills sind aber nicht die einzige Gameplay-Neuerung: Im Laufe des Spiels kann man seine Waffen und auch seinen Anzug durch verschiedene Power-Ups und Upgrade-Punkte aufrüsten. So bietet beispielsweise jede Waffe einen alternativen Feuermodus, der jedoch erst an einer der rar gesäten Drohnen aktiviert werden muss. Pro Waffe gibt es verschiedene sekundäre Feuermodi, die oben drauf noch mal mit Upgrades erweitert werden können, um so zum Beispiel die Feuerkraft zu steigern oder die Nachladezeit zu verkürzen. Der Praetor Suit kann auf ähnliche Art verbessert werden, auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Im Spiel sind Elite Guards versteckt, das sind Kampfroboter, die aber zum Glück inaktiv beziehungsweise zerstört sind. In diesen Elite Guards steckt aber eine Art USB-Stick, den der Spieler für Upgrades am Praetor Suit verwenden kann. Zusätzlich dazu gibt es auch noch die sogenannten Argent Cells, kleine rote Energie-Kugeln, die dazu verwendet werden, um elementare Bestandteile des Anzugs, wie etwa die maximale Gesundheit des Spielers, zu verbessern.
Als dritte Upgrade-Option gibt es noch die Rune Trials: Leuchtende Stein-Runen können vom Spieler entdeckt und berührt werden. Man landet dann in einer Parallel-Dimension und muss verschiedene Aufgaben erfüllen, zum Beispiel das Töten einer bestimmten Anzahl Gegner in einem vorgegeben Zeitrahmen. Als Belohnung wirkt eine Rune, mit der der Praetor Suit bestückt und zusätzlich verbessert werden kann. Ein Runen-Upgrade sorgt beispielsweise dafür, dass Gegner länger benommen sind und man mehr Zeit für Glory Kills hat.
Zu guter Letzt sorgen Power-Ups für kurzfristige Verbesserungen: Diese leuchtenden Orbs werden sofort aktiviert, nachdem man sie eingesammelt hat und können einen entscheidenden Gameplay-Vorteil bieten. So sorgt Quad Damage für erhöhten Schaden bei Gegnern und im Berzerk-Modus läuft der Spieler Amok und kann selbst die härtesten Gegner mit seinen bloßen Fäusten besiegen.
All die Upgrade-Möglichkeiten und Power-Ups sind dabei kein bloßes Gimmick, sondern essenziell, um spätere Level zu bestehen, denn im Laufe des Spiels trifft man auf immer stärkere Gegner, die in ganzen Horden den Spieler angreifen. Vor allem dann, wenn Doomguy einen unfreiwilligen, aber für DOOM natürlich obligatorischen, Ausflug in die Hölle macht.
Gameplay vor Handlung
So viel Spaß das schnelle Shooter-Gameplay auch macht und so abwechslungsreich es auch ist, ein wenig mehr Handlung hätte DOOM sicherlich nicht geschadet. Zwar findet man im Spiel mehrere Datenpads, die zusätzliche Informationen über die Geschichte und die Orte liefern, andere Shooter haben aber vorgemacht, dass eine gute und fesselnde Handlung dem Gameplay nicht etwa schadet, sondern die Spielerfahrung bereichern kann. DOOM könnte hingegen auch gänzlich auf die Handlung verzichten, einen großen Unterschied würde das nicht machen. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass das Spiel langweilig ist, aber zwischen all den Metzel-Orgien und Glory Kills würde eine kurze Verschnaufpause schon gut tun. Andererseits leidet das Spiel auch nicht unter dem Fehlen einer tiefgründigen Handlung und wer DOOM kauft und spielt, tat es noch nie wegen der Handlung. Vor diesem Hintergrund kann man id Software auch schlecht Vorwürfe machen, dass sie in dieser Hinsicht beim neuesten Teil der Shooter-Reihe einen ähnlichen Weg wie schon zuvor eingeschlagen sind.
Brutale Beats
Eine besondere Erwähnung muss an dieser Stelle noch der Game-Soundtrack von Mick Gordon finden: Die Mischung aus Industrial und einer Prise Dubstep passt perfekt zum Spiel und dem aggressiven Gameplay. Wenn dutzende Gegnerhorden den Bildschirm bevölkern, der Spieler mit Kettensäge und Shotgun in einer schweißtreibenden und nervenaufreibenden Schlacht ein Monster nach dem anderen zum Explodieren bringt und dabei der brachiale Soundtrack von Mick Gordon aus den Lautsprechern dröhnt, kommt man aus dem Grinsen nicht mehr heraus und will es gleich mit der nächsten Gegnerwelle aufnehmen. Kurzum: Der Soundtrack bereichert das Spiel ungemein und unterstreicht das schnelle und fordernde Gameplay.
Multiplayer und SnapMap
Wer den rund 13 bis 15 Stunden langen Singleplayer-Modus durchgespielt hat, kann in verschiedenen Multiplayer-Modi gegen menschliche Gegner kämpfen. id Software erfindet hier das Rad freilich nicht neu, doch der Multiplayer macht Spaß und rundet das Gesamtpaket ab. Ein Alleinstellungsmerkmal ist allerdings der Level-Editor SnapMap: Spieler können hier gänzlich ohne Programmierkenntnisse eigene Karten erstellen und sie mit Spielern auf der ganzen Welt teilen. Das funktioniert ein bisschen wie Lego: Es gibt verschiedene Bausteine (Gänge, Objekte, Gegner, Aktionen/Auslöser), mit denen sich die Karte in einer 3D-Ansicht befüllen und formen lässt. Sogar Trigger lassen sich einbauen: Sammelt der Spieler ein bestimmtes Power-Up ein, soll vor ihm ein Dämon erscheinen, der den Spieler angreift. Ein wenig erinnert SnapMap an den Park-Editor von Tony Hawk’s Pro Skater und id Software hat das Modul wirklich sehr gut umgesetzt: Das Erstellen neuer Karten geschieht im Handumdrehen und ohne lange Einarbeitungszeit. Richtige Mods gibt es aber leider nicht und auch die Unterstützung dafür ist nicht geplant. Das ist einerseits schade, allerdings bekommt man mit SnapMap ein so mächtiges Werkzeug an die Hand, dass man nichts vermisst.
Fazit
DOOM ist genau das Spiel geworden, auf das Fans seit über zehn Jahren warten mussten: Das schneller Gameplay schreit Old-School, id Software vermischt es aber durch moderne Elemente wie Glory Kills und Upgrades und liefert dadurch ein sehr stimmiges und kurzweiliges Gesamtpaket ab. Dank der großen und verschachtelten Level mit vielen versteckten Extras ist sogar ein Wiederspielwert vorhanden, da man beim ersten oder selbst zweiten Durchlauf unmöglich alle Verstecke finden kann. Die schwierige Entwicklung des Spiels, die 2013 sogar zum kompletten Neuanfang geführt hat, merkt man DOOM zu keinem Zeitpunkt an. Lediglich die sehr dünne und quasi nicht-existente Handlung könnte man dem Spiel vorhalten, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Dank des Multiplayer-Modus und des Level-Editors SnapMap ist auch noch für stundenlangen Spielspaß abseits der Hauptkampagne gesorgt und jeder Shooter-Fan kommt bei DOOM voll und ganz auf seine Kosten. Bravo, id Software!
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