Neue Deutsche Härte bewegt sich auf dünnem Grat. Wer außer markigen Gesten und gerolltem „R“ nichts zu bieten hat, landet schnell auf dem Müllhaufen der Geschichte; Wer hingegen wie Knorkator und Stendal Blast schon wieder zu klug für das Genre ist, wird ewig als Alleinunterhalter vor Gymnasiasten wursteln.
[die!] mit dem ehemaligen Megaherz-Sänger Mathias Eisholz gehören eigentlich zur zweiten Gruppe, gerieren sich auf STILL aber so hinterfotzig, dass selbst NDH-Hasser den Hut ziehen: Das hier ist vielschichtig, ironisch, grob in der Pflicht und subtil in der Kür. ‘Daumenlutscher’ greift eine der monströsen Kindererziehungs-Fabeln von Heinrich Hoffmann (1809-1894) auf, und schon denkt man an die Taliban – die nehmen ja auch schon mal ’nen Finger ab, wenn der Nagel lackiert ist. Das folgende ‘Dam Dam (Marmor, Stein und Eisen)’ stampft dann wie die 13. Legion durch Drafi Deutschers Schlagerruine, bis lispelnde Einspieler und ein geblöktes „Turn up the volume!“ es ad absurdum führen.
Anspieltipps: ‘Alles in einen Topf’, eine lukullische Metapher à la Knorkator, der Rührquirl ‘Still!’, und das orientalisch angehauchte ‘Teufelswerk’. Auf den Punkt bringt die Platte jedoch das namenlose Spoken Word am Schluss: Darin verpasst Eisholz den Leitkulturen ziemlich schlechte Noten.
Melanie Aschenbrenner
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Januar-Ausgabe des METAL HAMMER.