Auf zwei Dinge kann man sich bei den Apokalyptischen Reitern verlassen: Dass einen alles erwarten kann, und es richtig, richtig gut wird! Das neue Album TIEF.TIEFER macht hierbei keine Ausnahme – oder besser: die Alben TIEF und TIEFER. Denn im Sinne der Band sollten beide Discs getrennt voneinander betrachtet werden.
Unser Fokus liegt zunächst auf dem „Hauptwerk“ TIEF: Musikalisch zeigen sich die Thüringer über weite Strecken ungemein hart und industriell, setzen dem aber zugleich beschwingte Rock’n’Roll-Riffs, wohlige Melodien und allerlei Wahnwitz entgegen. Mal mischen sich diese beiden Extreme zu einem Ganzen (‘Die Welt ist tief’), mal stehen sie beinahe nebeneinander und schaffen einen eigenen Klangkosmos im Zwischenraum (‘Was bleibt bin ich’). Das schizophrene Spiel setzt sich in den Lyrics fort: Manchmal scheint es, als müsste Fuchs die lebensfrohesten Texte am aggressivsten herausschreien.
Über allem stehen aber – Stichwort Verlässlichkeit – starke Songs, die in sich schlüssig wirken. Egal, ob wie in ‘Die Welt ist tief’ alles zwischen arabischen Einflüssen, Doom und Industrial abgedeckt wird, ‘Vöglein’ mit Pianoklängen und poetisch-rührendem Text am Kitsch kratzt oder ‘Es wird Nacht’ Melancholie und Aufbruchstimmung unter einen Zauberhut kriegt. Abwechslungsreich waren Die Apokalyptischen Reiter schon immer, und sie fahren auf diesem Album ihr komplettes Arsenal auf.
Noch breiter wird dieses, wenn man TIEFER hinzuzieht: Für die Band nicht bloße Bonus-CD, sondern vollwertiges, eigenes Album. Nachvollziehbar, denn in den neun Akustik-Songs mit Klampfe, Piano und Streichern steckt hörbar eine ganze Menge Herzblut. Die neu arrangierten Band-Klassiker bezaubern genauso wie die beiden neuen ‘Die Zeit’ und ‘Leidenschaft’. Trotzdem: Als alleinstehendes Album böte es zu wenig Fleisch. Im Doppel aber ist TIEF.TIEFER ein perfekt geschnürtes Paket, das alle Facetten einer der innovativsten deutschsprachigen Metal-Bands vortrefflich abbildet.
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