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Devin Townsends Genialität ist in den zurückliegenden 25 Jahren wohl mehr als ausreichend gerühmt worden. Der Kanadier, der einst als Sideman von Steve Vai dem Gitarrenmeister fast die Show stahl (!) und dadurch weltberühmt wurde, ist ein stilistischer Tausendsassa. Er mischt auch auf seinem neuen Album EMPATH virulente Klänge mit einschmeichelnden Melodien, pflügt erbarmungslos tiefe Furchen in Metal, Rock, Ambient Musik, New Age, Country oder Klassik, um daraus einen eigenen Stil zu kreieren. Dieser mag im Intro ‘Castaway’ noch ein wenig zu deutlich nach Pink Floyd klingen, bekommt aber bereits im direkt anschließenden ‘Genesis’ ein eigenes, Devin Townsend-typisches Profil und hätte dem ehrwürdigen Stilmix-Guru Frank Zappa garantiert gut gefallen.
Apropos: Wenn auch optisch aus völlig anderem Holz geschnitzt, gibt es diverse Parallelen zwischen der eigenwilligen Musikwelt Townsends und den bisweilen grotesken Klangschöpfungen des Altmeisters Zappa. Beweise gefällig? ‘Spirits Will Collide’ greift zwar zunächst die Stimmung von Enyas 9/11-Requiem ‘Only Time’ auf, türmt dann aber die kleine fragile Melodie zu einem wahren Sound-Monstrum auf. In ‘Sprite’ versucht sich der US-Amerikaner als Märchenerzähler und geleitet sein Auditorium anschließend durch eine scheinbar verwunschene Welt aus Space-/Electro-Klängen, hymnischen Chören und einer Vielzahl von stilistischen Pfaden.
🛒 Empath jetzt bei Amazon ordern!Im längsten Song der Scheibe, dem finalen ‘Singularity’ – mit Steve Vai an der Sologitarre –, wird der gesammelte Wahnsinn dann auf die Spitze getrieben, von Townsend sorgsam vorbereitet, mit Pathos, Empathie, Eindringlichkeit und der Kraft einer geradezu zerstörerischen Experimentierwucht. Dass ihm dieser immense Spagat ohne Einschränkung gelingt, liegt an seinem ungeheuren Umsetzungswillen, seiner kompositorisch exorbitanten Potenz und – nennen wir es ruhig mal so – einigen guten Freunden im Business. Darunter sind besagter Vai, aber auch Satriani-/Zappa-Gefolgsmann Mike Keneally (schon wieder Zappa!), Anneke van Giersbergen (Vuur, The Gathering) und Chad Kroeger (Nickelback), die ihm als Gastmusiker voller Überzeugung zur Seite standen.
Auf seinen Pressefotos schlüpft Townsend in unterschiedliche Posen – ein Image, das perfekt zu seiner Musik auch auf EMPATH passt. Denn die Songs unmissverständlich zu klassifizieren, ihnen einen eigenen Stilbegriff zu geben oder sie in eine vorgefertigte Schublade zu packen, an dieser Aufgabe sind vor uns schon ganz andere Experten gescheitert. Versuchen wir es also gar nicht erst, sondern feiern einfach den 46-Jährigen für dieses Meisterwerk!
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