Devin Townsend EMPATH

Prog Metal, InsideOut/Sony (10 Songs / VÖ: 29.3.)

6/ 7
teilen
twittern
mailen
teilen
von

Devin Townsends Genialität ist in den zurückliegenden 25 Jahren wohl mehr als ausreichend gerühmt worden. Der Kanadier, der einst als Sideman von Steve Vai dem Gitarrenmeister fast die Show stahl (!) und dadurch weltberühmt wurde, ist ein stilistischer Tausendsassa. Er mischt auch auf seinem neuen Album EMPATH virulente Klänge mit einschmeichelnden Melodien, pflügt erbarmungslos tiefe Furchen in Metal, Rock, Ambient Musik, New Age, Country oder Klassik, um daraus einen eigenen Stil zu kreieren. Dieser mag im Intro ‘Castaway’ noch ein wenig zu deutlich nach Pink Floyd klingen, bekommt aber bereits im direkt anschließenden ‘Genesis’ ein eigenes, Devin Townsend-typisches Profil und hätte dem ehrwürdigen Stilmix-Guru Frank Zappa garantiert gut gefallen.

Apropos: Wenn auch optisch aus völlig anderem Holz geschnitzt, gibt es diverse Parallelen zwischen der eigenwilligen Musikwelt Townsends und den bisweilen grotesken Klangschöpfungen des Altmeisters Zappa. Beweise gefällig? ‘Spirits Will Collide’ greift zwar zunächst die Stimmung von Enyas 9/11-Requiem ‘Only Time’ auf, türmt dann aber die kleine fragile Melodie zu einem wahren Sound-Monstrum auf. In ‘Sprite’ versucht sich der US-Amerikaner als Märchenerzähler und geleitet sein Auditorium anschließend durch eine scheinbar verwunschene Welt aus Space-/Electro-Klängen, hymnischen Chören und einer Vielzahl von stilistischen Pfaden.

🛒  Empath jetzt bei Amazon ordern!

Im längsten Song der Scheibe, dem finalen ‘Singularity’ – mit Steve Vai an der Sologitarre –, wird der gesammelte Wahnsinn dann auf die Spitze getrieben, von Townsend sorgsam vorbereitet, mit Pathos, Empathie, Eindringlichkeit und der Kraft einer geradezu zerstörerischen Experimentierwucht. Dass ihm dieser immense Spagat ohne Einschränkung gelingt, liegt an seinem ungeheuren Umsetzungswillen, seiner kompositorisch exorbitanten Potenz und – nennen wir es ruhig mal so – einigen guten Freunden im Business. Darunter sind besagter Vai, aber auch Satriani-/Zappa-Gefolgsmann Mike Keneally (schon wieder Zappa!), Anneke van Giersbergen (Vuur, The Gathering) und Chad Kroeger (Nickelback), die ihm als Gastmusiker voller Überzeugung zur Seite standen.

Auf seinen Pressefotos schlüpft Townsend in unterschiedliche Posen – ein Image, das perfekt zu seiner Musik auch auf EMPATH passt. Denn die Songs unmissverständlich zu klassifizieren, ihnen einen eigenen Stilbegriff zu geben oder sie in eine vorgefertigte Schublade zu packen, an dieser Aufgabe sind vor uns schon ganz andere Experten gescheitert. Versuchen wir es also gar nicht erst, sondern feiern einfach den 46-Jährigen für dieses Meisterwerk!


ÄHNLICHE KRITIKEN

Demians MUTE Review

(Sic)monic SOMNAMBULIST Review


ÄHNLICHE ARTIKEL

Devin Townsend: Social Media als notwendiges Promowerkzeug

Devin Townsend spricht über die Relevanz von Social Media. Nachdem er sich erst dagegen sträubte, bezeichnet er dies nun als wichtiges Werkzeug für Musiker.

Zocker-Rocker: Gavin Dunne (Miracle Of Sound)

Multiinstrumentalist und Sänger Gavin Dunne lässt sich beim Komponieren gerne von Videospielen inspirieren und kreiert mittlerweile auch selbst Soundtracks.

Devin Townsend: Tausendsassa

Devin Townsend hat knapp 30 Alben in den letzten 30 Jahren veröffentlicht – und legt mit POWERNERD ein fulminantes Metal-Manifest vor.

teilen
twittern
mailen
teilen
Die besten Spiele-Soundtracks: Diese Games haben die beste Musik

Ohne Musik ist alles langweilig, und wir reden hier nicht nur von der täglichen Fahrt zur Arbeit. Nein, auch in Spielen und Filmen trägt Musik dazu bei, Stimmung und Emotionen zu transportieren. Manche Entwickler nehmen den Soundtrack ihrer Spiele zwar nicht besonders ernst und lassen ihn zum schnödne Beiwerk verkommen, aber das ist zum Glück nur die Ausnahme. Denn es gibt auch Games, dessen Soundtrack besonders lange im Ohr und in Erinnerung bleibt. Und genau aus diesem Grund haben wir hier eine Liste mit den besten Spiele-Soundtracks zusammengestellt. Selbstverständlich erhebt unsere Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, das würde den Rahmen…
Weiterlesen
Zur Startseite