Einige Jahre war sie untergetaucht, jetzt meldet sich die britische Post Hardcore-Progressive-Emo-Combo wieder zurück. Hat sich durch die Schaffenspause eine Weiterentwicklung ergeben? Leider nein. Aber, keine Sorge: An der Wut und Verzweiflung hat sich erst mal nichts geändert, und tatsächlich bringen diese Elemente auch starke Ergebnisse zum Vorschein. So zeugt die Vorab-Single ‘The Narcissist’ von monströser Gewalt, hervorgerufen durch aggressive Shouts und bedrohlich schräge Gitarren-Riffs. Auch die ausgeprägte Dynamik aus lauten und leisen Passagen, die schon den bisherigen Alben zugutekam, sticht auf LOSS hervor: Der Zwischen-Part im lauten, schwermütigen ‘Signal Fire’ wirkt durch die plötzliche Stille und die anschließend ruhevollen Melodien geradezu befreiend.
🛒 LOSS bei AmazonSolche Anteile können sich hören lassen. Was die Aufmerksamkeit jedoch von diesen loslöst, ist der nasale Gesang in seinen stets langanhaltenden Silben. Nichts gegen einen Kontrast zwischen wütendem Geschrei und klaren Melodien, aber müssen diese gleich von einem wehmütigen Jan Delay des Emocore gesungen werden? Zudem ist die genannte Dynamik die einzige Komponente, die eine Abwechslung ins Spiel bringt. Hier und da ein paar rhythmische Spielereien auf der Gitarre, ein kleines Solo oder zumindest ein gedämpfter Anschlag, statt immerzu durchgehender Achteln, wären eine regelrechte Erfrischung. Tut mir leid, hier hat sich das Warten nicht sonderlich gelohnt.
Emocore hat sich über die Jahre hinweg wirklich schlecht gehalten, doch Devil Sold His Soul scheuen sich keineswegs davor, auch 2021 noch eine Platte herauszubringen, die ganz viel Emo-Vibe innehat. LOSS ist durchzogen von schmerzlicher Tiefe, wundervollen Melodien, starken Shouts und jenem weinerlichen Klargesang, der im einen (warum auch immer) Aggressionen weckt und den anderen mit wärmender Glückseligkeit erfüllt. Celia Woitas (6 Punkte)
Wenn man diesem Album seine Seele verkauft (oder zumindest ein paar Euronen spendet), bekommt man dicht gewobene Post und Alternative Metal-Atmosphären präsentiert, in denen Riffs und Bässe wabern, die vereinzelt markante Spitzen setzen und leicht meditativen Charakter verströmen. Wem dabei der Name Deftones direkt ins Hirn ploppt, liegt nicht falsch. Qualitativ liegen die kalifornischen Vorbilder aber noch klar vorne, speziell bezüglich der Vocals. Eine Seele ist LOSS nicht wert, eine Hörprobe durchaus. Matthias Weckmann (4,5 Punkte)
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