Mit: Essie Davis, Noah Wiseman; Regie: Jennifer Kent
Die Story
Die Ausgangssituation von ‘Der Babadook’ stammt aus dem ‘Kleinen Lehrbuch des Horrorfilms’: Nach dem Tod ihres Mann lebt Mutter Amelia (Essie Davis) mit ihrem sechsjährigen Sohn Samuel (Noah Wiseman) ein zurückgezogenes Leben. Das Kind mit lebhafter Fantasie glaubt, Monster würden unter dem Bett und im Kleiderschrank hausen, was an den Nerven und dem sozialen Umfeld beider nagt. Nachdem das nicht für Kinder geeignete Bilderbuch ‘Mister Babadook’ im Regal auftaucht und nicht mehr verschwinden mag, mehren sich die Schreck- und Angstmomente: Lauert wirklich ein Monster im Schatten?
Der Grusel
Soweit, so Standard und doch schon ordentlich gruselig: Triste, staubige Farben und trost- und leblose Einrichtung im Haus spiegeln die Gemütslage der kleinen, zerrütteten Familie wider. Das gespenstische Babadook-Buch und das kaum sichtbare Ungeheuer im Schatten entstammen direkt kindlichen Albträumen und verbreiten effektiv Schrecken. Zeigt sich der Babadook in seiner ganzen Pracht, geht ein guter Teil davon verloren. Durchweg gelungen dagegen und essentiell: die schauspielerische Leistung der völlig ausgelaugt wirkenden Davis und des kleinen Noah Wiseman. Der Junge spielt nicht nur schrecklich überzeugende Angstattacken, sondern auch das überdrehte, ständig plappernde und Aufmerksamkeit fordernde ADHS-Kind, dass man keinesfalls in seinem Haus haben möchte – bis die Sympathie kippt und die Mutter auf der dunklen Seite steht.
Was wirklich unterm Bett lauert
Gerade die labile Mutter-Kind-Beziehung trägt den Film und macht ihn so einmalig. Beide brauchen sich und ziehen sich zugleich gegenseitig runter. Dadurch öffnet sich ‘Der Babadook’ zur Meta-Ebene: Im Zentrum der Geschehens steht gar kein Monster im Schatten, sondern all die belastenden Dinge, die die Familie (wörtlich und sinnbildlich) im Keller verschließt anstatt darüber zu sprechen, die dadurch aber zunehmend finstere Macht über sie gewinnen. Das spinnt der Film soweit, dass gar nicht mehr klar sein kann, ob es den Babadook wirklich gibt – oder Amelia und Samuel sich in ihrer Angst verlieren. Darin lauert der wahre Schrecken des Films; zumindest, wenn man ‘Der Babadook’ so lesen möchte.
Die Aufmachung
‘Der Babadook’ erscheint nach Kinoerfolg und verschiedenen Preisen (52-mal für eine Auszeichnung nominiert und 40-mal prämiert, unter anderem in Kategorien wie Bester Horrorfilm, Bester Jungdarsteller, Beste Regie) jetzt fürs Heimkino. Der australische Streifen ist im Steelbook auf zwei DVDs oder einer Blu-ray erhältlich. Zu dessen reichhaltigen Bonusmaterial gehören Making-of, Interviews und Details zum Setdesign sowie der Kurzfilm ‘Monster’. Dieses Regiedebüt von Jennifer Kent stellte die noch nicht so ausgearbeitete Vorlage für den ‘Babadook’ dar.
Fazit zu ‘Der Babadook’
Das Spiel der Hauptdarsteller ist erschreckend gut. Man kann nur hoffen, dass der junge Noah Wiseman keine bleibenden Schäden und Psychosen davongetragen hat. Auch der filmische Stil des ‘Babadook’ ist überragend: Im Design des Monsters, des schaurigen Kinderbuchs und der tristen Schauplätze steckt viel Detailarbeit. Nicht jeder Handlungsstrang und Nebencharakter mag da mithalten, gar blass oder deplatziert wirken – bietet zugleich aber Raum für Interpretation. Wie die gesamte Filmhandlung: Sieht man ‘Der Babadook’ als eindimensionalen Gruselfilm, lässt er immer noch erschaudern, bietet aber wenig eigenes. Erst durch die psychologische Meta-Ebene, das Familiengef(l)echt und die Personifizierung der Angst wird daraus ein einmaliges Kunstwerk des Horrorfilms.
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