140 nach Christus, das römische Reich hat seine Grenzen bis nach Schottland ausgedehnt. Die Neunte Legion ist im Norden Kaledoniens (Schottland) im Einsatz – und verschwindet. 5.000 Männer kehren vom Feldzug nicht mehr zurück. Mit ihnen verschwindet auch die Standarte, das größte Ehr-Objekt der Einheit: der Adler der neunten Legion.
Geführt wurde die neunte Legion vom Vater des Soldaten Marcus Aquila (Channing Tatum), der unter der Schande leidet und die Ehre der Familie wieder herstellen will. Er erringt als Kommandant eines Lagers im hohen Norden des Reiches Ehre, wird aber bei einem Überfall verletzt und soll den Dienst ehrenhaft quittieren. Die Vision der komplett wiederhergestellten Familienehre scheint genauso zunichte, wie der Traum, den verlorenen Adler wieder zu finden.
Vom Anwesen seines Onkels (Donald Sutherland) macht er sich auf eigene Faust auf den Weg zu den Heiden, begleitet nur vom Sklaven Esca (Jamie Bell). Gemeinsam suchen sie jenseits des Hadrianwalls nach einer Spur. Doch kann Marcus dem Sklaven trauen, der alles Römische hasst? Anscheinend nicht, denn nach dem ersten Kontakt mit den kaledonischen Heiden dreht Sklave Esca den Spieß um und erklärt den Römer zu seinem eigenen Sklaven.
So weit, so unterhaltsam zeigt „Der Adler der neunten Legion“ ein eher seltenes Setting für Römerfilme: den Hadrianswall und die Auseinandersetzungen mit den heutigen Briten und Schotten. Optisch punktet der Film ohne Wenn und Aber. In atemberaubender Natur findet blutige Kämpfe statt, während sich eine Hass-Freundschaft zwischen Aquila und Esca entfaltet. Dummerweise leidet der Film unter einem eher dünnen Plot, der im Drehbuch nicht konzentriert wird, sondern Erinnerungen an diverse Adventure Games der späten 90er schürt. Es wird gereist, überall werden kleine Abenteuer erlebt, ein paar weitere Charaktere tauchen auf und spielen später die zu erwartende Rolle.
Natürlich haben auch Filme wie „Braveheart“ oder „Gladiator“ nicht gerade eine Pulitzer-würdige Buchvorlage, schaffen es aber mit einem deutlich geschickter gestrickten Drehbuch deutlich besser, den Zuschauer gebannt zu halten. „Der Adler der neunten Legion“ hingegen bleibt vorhersehbar und ohne wirkliche Höhepunkt ziemlich arm an Dynamik. Zwar wird dieses Manko durch die Kulissen und Landschaften durchaus wett gemacht, doch anstatt mit dem Ende den durchwachsenen Gesamteindruck nochmal deutlich nach oben zu reißen, drückt es mit fast so viel Pathos, wie ein Manowar-Album.
Wer nun auf die große Geste im Historien-Film steht, ohne eine tiefer gehende Geschichte zu brauchen, wird von Regisseur Kevin Macdonald solide unterhalten. Da gibt es im Genre deutlich schlechtere Filme.
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