Als Deep Purple 2013 nach acht-jähriger Album-pause NOW WHAT?! veröffent-lichten, wurde diese Platte nicht allein aufgrund der ersten Zusammenarbeit mit Produzentenlegende Bob Ezrin (Alice Cooper, Pink Floyd) als gelungenes Comeback gefeiert.
Ein Überraschungs-Coup, der sich so gewiss nicht noch einmal wiederholen lässt, obschon INFINITE qualitativ kaum Einbußen verzeichnet: ‘Time For Bedlam’ präsentiert nicht nur ungewohnte Roboterstimmenlitaneien, sondern gibt sich auch melodisch elegant eingängig. Letzteres trifft ebenso auf ‘All I Got Is You’ zu, welches dazu mit ziemlich klassischem Purple-Charme glänzt, während Sänger Ian Gillan in ‘One Night In Vegas’ hingegen mit dezenten Elvis-Koteletten kokettiert. ‘The Surprising’ vermag es sogar, den immer wieder durchscheinenden traditionalistischen Ansatz atmosphärisch in einen Spaghetti-Western-Kontext zu setzen. Und ‘Johnny’s Band’ erzählt verschmitzt die Legende vom Rock-Star-Erfolg als Schnurre zwischen ‘Ziggy Stardust’, ‘Piano Man’ und ‘Shooting Star’. Dass Ezrin, neben seiner erneut perfekten und keineswegs nostalgischen Produktion, wie zuletzt auch mit kompositorischem Kompass in die Bresche gesprungen ist, ist anzunehmen. Zumindest konnte er den bei Bühnendarbietungen der Band schon länger beobachtbaren Drang zum enervierend uferlosen Gegniedel absolut song-dienlich im Zaum halten.
Ob INFINITE analog zur kommenden, den Abschied andeutenden „The Long Goodbye Tour“ auch Deep Purples Studiovermächtnis darstellt, wird sich zeigen. Sollte dem so sein, dann wäre es trotz des unnötigen, vom ursprünglichen Mojo befreiten Doors-Covers ‘Roadhouse Blues’ ein mehr als würdiges.