Fast genau vier Jahre liegt die Veröffentlichung von ATOMA zurück – so viel Zeit verging noch zwischen keinen zwei Dark Tranquillity-Alben! Hätte man deswegen einen großen musikalischen Umbruch erwarten sollen? Eher nicht – die Schweden verfolgen ihren Stil auf MOMENT konsequent weiter, und nichts anderes wünscht man sich hier auch: melodischen, melancholischen Death Metal, der immer wieder einen Seitenblick ins Elektronische und Gotische wagt und dabei zugleich Headbang-Muskulatur wie Herzen wärmt. „Sonst überlegt man, wie ein Live-Publikum auf ein Lied reagieren wird – nun dachten wir darüber nach, wie es unter Kopfhörern klingt, allein, daheim, im Dunkeln“, beschreibt Mikael Stanne den Ansatz im Interview (siehe Seite 78); nur haben Dark Tranquillity-Alben schon immer in beiden Situationen prächtig funktioniert, weshalb der Unterschied – trotz der mit Christopher Amott und Johan Reinholdz neu besetzten Gitarrenfraktion – marginal ausfällt.
🛒 MOMENT bei AmazonDie Direktheit der Songs und der Hit-Faktor indes scheinen so hoch zu sein wie zuletzt auf WE ARE THE VOID (2010); ‘Identical To None’ und ‘Transient’ haben das Zeug dazu, sich fest in Setlists zu etablieren, ‘The Dark Unbroken’ und ‘Standstill’ umschmeicheln mit gefühligem Klargesang, und ‘Empires Lost To Time’ lässt die Liebe zu klassischem Göteborger Melodic Death Metal wieder hochkochen. MOMENT ist eines dieser Alben, die man während der Spielzeit beglückt und ganz unbewusst immer lauter dreht.
Dark Tranquillity sind eine dieser Bands, die mit ihrer Musik zuverlässig Emotionen provozieren und empfindsamen Seelen daher schnell ans Herz wachsen. Dank der (abermals) perfekten Mischung aus Aggression und Sanftmut gelingt den Schweden dies auch mit MOMENT, das zu Hits wie ‘Failstate’ wüst headbangen und Stücken wie ‘Standstill’ dahinschmelzen lässt – Letzteres erzeugt jedes Mal aufs Neue Gänsehaut und geht womöglich als berührendster Song des Jahres 2020 in die Geschichte ein. Katrin Riedl (5,5 Punkte)
Die Dinge sind im Moment etwas komplexer als sonst – und MOMENT spiegelt das musikalisch auch wider. Natürlich gibt es einige straighte Nummern wie etwa ‘Standstill’, doch in der Summe ist die Platte etwas vielschichtiger als der Vorgänger. Macht langfristig wahnsinnig Spaß, braucht aber einen Tacken länger als gewohnt, um ins Ohr zu gehen. Petra Schurer (5,5 Punkte)
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