Crystal Ball feiern die Veröffentlichung ihres zehnten Studioalbums – aber ist das auch für den Hörer ein Grund, die Korken knallen zu lassen? Wenn man auf melodischen Metal der Achtziger Jahre steht, bekommt man in CRYSTALLIZER ein angenehmes Ticket in die Vergangenheit spendiert, in der kitschig anmutende Sperenzchen (die begleitenden Chöre lassen teilweise aufheulen) und klischeebeladene Texte (diese könnten wirklich besser sein) noch zum guten Ton gehörten.
Dabei gelingt es den Schweizern durchaus, schnittige Riff-Folgen zu kreieren, die dem Jubiläumswerk gut zu Gesicht stehen und partiell in die moderne Richtung deuten, in der Pretty Maids seit langer Zeit unterwegs sind. Aber an den entscheidenden Stellen verlässt Crystal Ball der Mut zum Schritt in die Gegenwart. Stattdessen werfen sie speziell in den Arrangements antiquierte (und nicht immer hochwertige) Anker, welche CRYSTALLIZER die qualitativen Höhen nehmen.
Die Produktion von Stefan Kaufmann (ex-Accept und -U.D.O.), der auf drei Liedern zusätzlich als Gastmusiker fungiert, findet bei den Saiteninstrumenten und dem Gesang den richtigen Mix; die Drums hingegen verblassen zu sehr. Ich habe lange mit mir gerungen, aber in der Gesamtbetrachtung reicht CRYSTALLIZER nicht für vier Punkte.