Längst haben sich Cor zu einer der originellsten Bands dieses Landes gemausert. Bewusst so autark wie möglich zu leben und zu arbeiten, erlaubt maximale Selbstbestimmung in allen Bereichen – auch wenn der Weg bestimmt nicht immer leicht ist. Doch genau diese erkämpfte künstlerische Freiheit macht Studioalbum Nummer zehn zu einer ziemlich spannenden Angelegenheit. Denn auf LEITKULTUR suhlen sich die Rügener mal wieder ohne Rücksicht auf Verluste im stilistischen Wattenmeer aus Punk, Hardcore, Metal und konventionellen Rock-Komponenten.
So gesehen eigentlich die logische Schlussfolgerung nach 15 Jahren Band-Leben. Allerdings fällt auf, dass die Songs insgesamt eine deutlich gesteigerte Portion Melodie abbekommen haben, die dem gekonnt mit rockigen Midtempoparts spielenden ‘Getötet’, dem punkigen ‘Gift’ oder dem Titel-Song (geht dank massiver Doublebass und WahWah-Gitarre fast schon als Motörhead-Hommage durch) verdammt gut stehen. Liegt das am Alter? Mag sein. Fakt ist jedoch, dass LEITKULTUR musikalisch wie auch inhaltlich klar Stellung bezieht. Und exakt um diese Haltung geht es der Band – nichts anderes.