THE UNHEAVENLY CREATURES hat mich kalt erwischt. Nach dem durchwachsenen THE AFTERMAN-Doppel und der wehmütigen Abkehr von der Weltraum-Oper The Amory Wars mit THE COLOR BEFORE THE SUN hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass Coheed And Cambria noch mal derart packende Songs schreiben könnten wie auf GOOD APOLLO I’M BURNING STAR IV oder gar IN KEEPING SECRETS OF SILENT EARTH: 3.
Doch mit der unerwarteten Rückkehr in den Weltraum zeigt Mr. Sanchez, welche erstklassigen Riffs und Hooks er noch für Coheed And Cambria im Köcher hat. Schon der unfassbare Opener ‘The Dark Sentencer’ deutet in ausschweifenden 7:50 Minuten an, welch eine wundervolle, emotionale und wendungsreiche Reise diese Platte werden könnte: ‘Unheavenly Creatures’, getrieben von einer packenden Chiptunes-Melodie und befeuert von einer mitreißenden Hook; ‘Queen Of The Dark’, von dessen melodramatischer Stimmung sich viele aktuelle Düster-Rock-Truppen mehr als nur eine Scheibe abschneiden könnten; das herrlich rock’n’rollende-Hauptthema von ‘Toys’ mit seinem zuckersüßen Refrain; die My Chemical Romance-Gitarren von ‘The Gutter’; ‘It Walks Among Us’, das direkt aus dem ‘The Camper Velourium’-Zyklus stammen könnte und natürlich das ‘Na na na’-Zitat ‘Old Flames’ – wirklich alles auf THE UNHEAVENLY CREATURES stimmt.
Von den Stimmungswechseln der Songs, der Varianz zwischen unheimlich eingängig und herrlich verkopft, zwischen wunderschöner Melodie und fieser Dissonanz. Es kommt bei einer derart langen Laufzeit selten vor, dass bei mir nicht der Skip-Finger zuckt. Hier drücke ich höchstens „Repeat all“. Was für eine unfassbare Machtdemonstration im Spätwerk einer einzigartigen Band!