
Die Zeiten könnten nicht besser sein für Carcass: eine Krise, ob Pandemie oder Klima, jagt die nächste – und mit etwas mehr Achtsamkeit für die Belange zukünftiger Generationen hätte einiges davon verhindert werden können. Die britischen Chefzyniker prangern das schon lange an. Früher eher brachial-blutig, heute – optisch wenigstens – durchaus feinfühliger mit einem Gemüse-Herz als Cover-Motiv. Auch musikalisch ist die Crew um Jeff Walker und Bill Steer in den acht Jahren seit SURGICAL STEEL nicht leiser geworden – vielmehr bedient sich TORN ARTERIES bewährter Carcass-Stilmittel: Abrupte Stopps von Höchstgeschwindigkeiten auf null, Leib- und Hörnerzucker-Grooves, jubilierende Soli und dazu Walkers gepresst-fiese Stimme, die Worte hervorbringt, die einen direkt ans Kreuz nageln. Der Rahmen stimmt also.
🛒 TORN ARTERIES bei AmazonUnd dann sind Carcass clever genug, auch die eigenen Stilmittel wieder aus der Kiste hervorzukramen: in Songs wie ‘Under The Scalpel Blade’ mit ‘Heartwork’-Hommage oder ‘Dance Of IXTAB’ mit ‘No Love Lost’-Reminiszenzen, etwa. Das bringt natürlich Freude, jedoch nur selten frischen Wind: ‘Kelly’s Meat Emporium’ mit seinen orientalischen Anspielungen ist hierbei eine der wenigen Ausnahmen auf der Platte. Vorwerfen kann man TORN ARTERIES nichts – jedoch beschleicht einen bei der ein oder anderen langatmigen Passagen wie im Mittelteil von ‘Eleanor Rigor Mortis’ das Gefühl: Hey, da ginge doch eigentlich noch mehr.
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