Zwei Dinge gibt es sicher jedes Jahr Ende Oktober/Anfang November: Verfrühter Weihnachts-Kitsch-Quatsch im Supermarkt und ein neues ‘Call Of Duty’. Mit einer langweiligen, kurzen und durch die wirre Story auch noch unbefriedigende Kampagne (welche eigentlich als DLC geplant war) von ‘Call Of Duty: Modern Warfare 3’ muss nun der sechste Teil der ‘Black Ops’-Reihe einiges wiedergutmachen. Ob Entwickler Treyarch es besser macht als die Produktionskollegen von Sledgehammer, klären wir hier im Test.
Der Rhythmus jährlicher Veröffentlichungen mag zwar für die Spieler ein Grund zur Freude sein, für das Spiel als solches bringt dies doch einige Probleme mit. Wie soll in so kurzer Zeit noch viel Neues hinzukommen? Dieses Problem haben ‘Call Of Duty’ und ‘Assassin’s Creed’ seit jeher, und das trifft bei der Schießbude auch dieses Jahr zu. Nun, es gibt immerhin ein noch agileres Movement. So kann unsere Spielfigur wie Max Payne in jede Richtung hechten und auch in Rückenlage vom Boden aus schießen. Das war es im Grunde an wirklichen Neuerungen, ansonsten werden Ideen recycelt. Doch ‘Black Ops 6’ macht dies im genau richtigen Maß.
Unverbrauchtes Setting
Denn dankenswerterweise macht die Kampagne im Stil von ‘Cold War’ weiter. Das bedeutet: Wir sind Agenten, keine Rambos – meistens, zumindest. Zum ersten Mal in der Spieleserie geht es in die Neunziger. Der kalte Krieg ist durch, der zweite Golfkrieg steht kurz bevor. Vereinzelt gibt es für Serienverhältnisse interessante Charaktere wie den Ex-Stasi-Techniker Felix Neumann. Die Story vermischt dabei spannend historische Kriege, Verschwörungstheorien und abgefahrene Science-Fiction und setzt auf viel Abwechslung im Gameplay.
In einer Mission spioniert ihr als Journalist eine US-Spendengala von Bill Clinton aus. In einer anderen wird es psychedelisch und tiefenpsychologisch, außerdem gibt es noch einen schicken Casino-Raub sowie eine große Open World-Mission in der Wüste des Irak. Doch das absolute Highlight ist eine Horrormission, in der die Untoten aus dem Zombie-Modus auch mal endlich in die Kampagne eingebaut werden. Gerne so eine Kampagne – jedes Jahr!
Langsame Zombies und schnelle Teenager
Für alle Freunde des Mulitplayers besteht Grund zur Freude: Die Online-Matches gehen besser von der Hand, die über 120 Waffen aus den Vorgängern wurden reduziert auf rund 30. Das sorgt für eine bessere Übersicht, auch wenn Veteranen ein bisschen die Bastelfreude an den Schießeisen verlieren. Lediglich zwei Dinge nerven derzeit noch gewaltig: Die erneut kunterbunten, komplett absurden Skins für die Spielfiguren in den Matches (die Dinger sind aus modernen Shootern wohl nicht mehr wegzukriegen) und die Spawn-Punkte, welche uns teilweises direkt vor die Flinten der Feinde platzieren.
Im Zombie-Modus geht es zum Glück wieder in Schlauch-Level wie in den alten Tagen und nicht in die Open Worlds der letzten Jahre. Diese sind voll mit dem typisch-fiesen Humor und Easter-Eggs. Taktisch müssen wir uns durch Unmengen von Untoten ballern und dabei mit Bedacht das In-Game-Geld für neue Waffen, Tränke und Panzerungen ausgeben. Mehr als ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch war der Zombie-Modus nie – und das hat sich auch nicht geändert.
Sledgehammer haben die richtige Entscheidung getroffen: Mehr Rückbesinnung an die Stärken der Marke aus der Vergangenheit anstelle dem Nachlaufen von Trends. Speziell für jene, die ‘Call Of Duty’ seit Jahren die Treue halten, ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.
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