Die Scheidung von Matthew Tuck entpuppt sich auch für Bullet For My Valentine-Anhänger als Härtefall – scheint sich doch auf dem sechsten Werk der Waliser die gesamte Gefühlspalette des Sängers zu manifestieren. Konkret hat das recht eindeutige Texte und ein musikalisches Auf und Ab zur Folge: Zu hören sind viele super-softe Passagen voller Schmerz (oft tropft es etwas zu sehr), dann folgt wütendes Aufbegehren mit – ja, tatsächlich – überraschend viel Geschrei und Härte.
Ein gutes Zeichen! Doch wo VENOM widerhallende Ohrwürmer wie den Titel-Track kredenzte, kommt die Emotionalität nun oft kaum beim Hörer an – mit Ausnahme weniger Songs: Auf der sanften Seite gelingt es dem fragilen ‘The Very Last Time’, wirklich zu berühren; beim härteren Material stechen vor allem das gewaltig riffende ‘Piece Of Me’ und das aggressive ‘Don’t Need You’ hervor. Davon abgesehen dümpelt GRAVITY oft mehr in mittelmäßiger Schwerelosigkeit im Orbit, als echte Widerhaken zu setzen:
Im Hintergrund hallen vermehrt elektronische Einflüsse, hier und da gibt es mal einen Breakdown; dazu sind viele Mitsing-Passagen und Chöre (‘Not Dead Yet’, ‘Gravity’) klar auf die Live-Darbietung ausgelegt. Das ist alles ordentlich konzipiert – insgesamt lassen jedoch zu viele Stücke den Biss früher Alben vermissen und sind vergessen, bevor sie zu Ende gehen. Im Kopf bleibt nur eine Überdosis Weinerlichkeit hängen. Hoffen wir, dass GRAVITY der Band zumindest in emotionaler Hinsicht weiterhilft.