Die Szene-Darlings Bring Me The Horizon spalten die Metal-Gemeinde bereits seit ihrem Debüt COUNT YOUR BLESSINGS, auf dem sie als blutjunge Teenies brutalen Deathcore zelebrierten. „Mädchenband“ ist noch eine der netteren Umschreibungen, die man schon damals von den kuttentragenden Gegnern der Band hören konnte. Elf Jahre und ein Modelabel später, hat die Band mit Deathcore mehr als gründlich abgeschlossen. Stattdessen bewegt sich die Band in ihrem finalen Reifeprozess eindeutig in Richtung Radio – und beweist dabei ihre ganz große Songwriting-Klasse. THAT’S THE SPIRIT besteht nämlich durchweg aus brillant produzierten und auf Hochglanz polierten, modernen Rocknummern. So ganz ohne „Core“ und „Metal“.
Schon der Opener ‘Doomed’ gibt mit breiter Elektronik, zurückgenommenen Gitarren sowie Klagegesang die neue Richtung vor. Auch der in Nu-Richtung tendierende ‘Happy Song‘, das finstere ‘True Friends’, das melancholische ‘Avalanche’ und vor allem die 30 Seconds To Mars-Anspielung ‘Oh No’ sind eindeutig Radio-Material. Es gibt zwar noch einige Songs, die nach wie vor Aggression propagieren (‘Throne’, ‘What You Need’), diese sind aber deutlich in der Unterzahl und bedauerlicherweise erheblich zurückgenommer als noch auf SEMPITERNAL. Nur damit hier keine Missverständnisse auftreten: Dieser neue Stil steht Bring Me The Horizon dennoch ganz hervorragend, auch wenn die ganz großen, epischen Momente des Vorgängers (‘Shadow Moses’, irgendwer?) ausbleiben.
Die großen Dynamikunterschiede und ruhigen Passagen räumen dem hochklassigen Songwriting und den fein gedrechselten Elektroniken jetzt nämlich noch mehr Raum ein. Die nach wie vor herrlich emotionalen Texte („Who will fix me now, dive in when I drown – save me from myself; don’t let me drown”) von Oli passen zudem perfekt auf die verzweifelten Gesangsmelodien, in denen seine gesanglichen Fähigkeiten erst so richtig zur Geltung kommen. Bring Me The Horizon werden mit diesem Album endgültig dafür sorgen, dass kein Trueness-Metaller irgendetwas mit ihnen zu tun haben will. Angesichts der weit offen stehenden Stadiontore dieser Welt, einhergehend mit Scharen von ihnen zu Füßen liegenden, weiblichen Fans, ist das für die Band aber wohl gerade noch zu verschmerzen.
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