Das Überraschungsalbum des Jahres kommt im Dezember und heißt SYMPHONIEN UND SONATEN. Und zwar nicht nur, weil sich alle verwundert die Ohren gerieben haben, als die Onkelz ein reines Klassik-Album ankündigten, sondern aufgrund der dokumentierten Qualität in diversen Bereichen. Klanglich: weltklasse.
Emotional: ergreifend. Kompositorisch: beeindruckend. Hans Zimmer lässt grüßen, es grüßt Gänsehaut auf der Gänsehaut. Meine Empfehlung: Kopfhörer aufsetzen und hundert Minuten lang in Welten abtauchen, die einem permanent die verschiedensten Imaginationen durch die Hirnwindungen schießen lassen. Detailreich, musikalisch ambitioniert, immens wuchtig und dennoch tiefenromantisch. Phasenweise vergisst man sogar, dass man Onkelz-Klassikern lauscht, so sehr kann man sich in SYMPHONIEN UND SONATEN fallen lassen. Was sicher auch daran liegt, dass einige Stücke massiv umarrangiert wurden. Von Jugendstil (‘Wieder mal ’nen Tag verschenkt’) über Marschmusik (‘Macht für den, der sie nicht will’) und mittelalterliche Elemente (‘Kirche’), geradezu leichtfüßige Interpretationen (‘Wir ham’ noch lange nicht genug’), Wagner-Einflüssen (‘Der Platz neben mir’) hin zu einem Mix aus Psycho-Thriller und Bond-Thematik (‘Nekrophil’): Die Onkelz (und hier in der Hauptperson Gitarrist Matthias „Gonzo“ Röhr) haben für jedes Lied eine ganz eigene Charakteristik gewählt.
Das macht die Reise ungemein spannend und detailreich. Hier muss man mindestens zehnmal konzentriert reinhören, um wirklich alles erfassen zu können, was auf SYMPHONIEN UND -SONATEN geboten wird. Rein instrumental, im Übrigen. Das ist einerseits bedauerlich, weil Kevin Russells Stimme nun einmal einzigartig auf diesem Erdball ist, andererseits lässt es den Kompositionen in dieser puren Form mehr Raum zur freien Entfaltung. Bei vier Stücken ist Gonzo zumindest an der Akustikgitarre zu hören, ansonsten sind Beiträge der Band-Mitglieder Fehlanzeige. Schmälert das den Hörspaß?
In keiner Weise. SYMPHONIEN UND SONATEN ist kein Metal, aber heavy as fuck. Ein Album, das sich nicht mal vor den großen Hollywood-Soundtracks verstecken muss. Und nachhaltig beeindruckt.
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