Blut Aus Nords Werkkatalog ist ein labyrinthischer Haufen aus Querverweisen und konzeptionellen Formaten, aber manchmal übt Vindsval, der kreative Kopf dieser für 2014s MEMORIA VETUSTA II: SATURNIAN POETRY zu einer „richtigen“ Band angewachsenen Einheit, sich auch im kleinen Format. DEUS SALUTIS MEÆ ist trotz des großkotzigen Titels solch ein Teil geworden, mit zehn Song-Miniaturen und knapp 35 Minuten Spielzeit.
Musikalisch geht es zurück zum Sound der 777-Trilogie, was die Reinmetaller unter euch abtörnen wird, mir aber gerade recht kommt. Denn da, wo eine Seelenverwandtschaft zwischen Blut Aus Nord und Godflesh sichtbar wird, in diesem Verknüpfen weitab vom Mainstream dräuender Kreativstränge aus dissonantem Metal und abstrakten Hip-Hop-Beats, dort passieren die spannende Dinge. Allerdings muss man sich erst einmal durch die klaustrophobische Produktion von DEUS SALUTIS MEÆ graben, die eher auf Erdbeben statt Erleben gepolt ist. Dafür schwankt es aber nicht nur unter den Füßen, sondern auch im Kopf: Songs wie ‘Impius’ oder ‘Apostasis’ meiden gerades Songwriting wie der Teufel das Weihwasser und schleifen einem kubistische Denkmuster in die Schädeldecke.
Die Song-Längen von (außerhalb der kurzen, griechisch benamten Zwischenspiele) vier bis fünf Minuten führen manchmal zu abrupten Breaks, was die Skizzenhaftigkeit dieses Albums unterstreicht; auch das aber keine schlechte Sache: DEUS SALUTIS MEÆ will maximale Verstörungskraft, und die erreicht es. Insofern ist im Rahmen der Blut Aus Nord-Diskografie MORT vielleicht der beste Querverweis, so es denn einen braucht…