Blut und Spiele
Blood Bowl ist eine Verbindung der blutigen Fantasy-Schlachten aus dem Warhammer-Universum und dem taktischen Regelwerk des American Football. Die Regeln sind dabei denkbar einfach: Das Ei muss in die Endzone des Gegners gebracht werden. Ein Touchdown bringt einen Punkt – und um den Gegner aufzuhalten ist so ziemlich alles erlaubt, was die Muskelkraft hergibt. Nach zwei Halbzeiten á acht Zügen gewinnt das Team, was die meisten Punkte auf der Anzeigetafel hat. Soweit die Theorie.
In der Praxis sind die Sport-Schlachten zwischen den acht Rassen, darunter Menschen, Zwergen, Orks, Skaven und Elfen, aber um einiges komplexer als auf dem Papier: Jede einzelne Aktion ist zufallsbasiert und neben den Werten der Spieler auch vom virtuellen Würfelglück abhängig. Es reicht also nicht einen Weg freizublocken auf die Stärken von „Receiver“ und „Quarterback“ zu setzen, denn auch der beste Fänger kann aufgrund der Würfel schnell einen „Fumble” produzieren und einen perfekt gespielten Ball mit einer sehr unglücklich aussehenden Aktion fallenlassen. Stattdessen muss immer die Zufallskomponente eingeplant werden, was das Vorgehen für den geübten Runden-Taktiker entscheidend verändert.
Platzieren, Taktieren – frustrierend?
Die Platzierung der Figuren erhält so nämlich eine erheblich größere Bedeutung – wo müssen Figuren stehen, damit im Falle eines misslungenen Aufhebe-Tests oder eines fehlgeschlagenen Ausweich-Wurfes der Gegner nicht zur Endzone durchbrechen kann? Wie kann man verhindern, dass die komplette Mannschaft vom fiesen Ork-Gegner bewusstlos geschlagen wird und wie sollte man die wertvollen „Blitz”-Aktionen einsetzen, bei denen man sich bewegen UND attackieren kann? Die übersichtlichen Einblendungen und zugänglichen Statistiken helfen dabei, Taktiken auszuarbeiten und die beste Positionierung der Spieler vorzunehmen.
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So viel Spaß das komplexe Tüfteln mit Spielzügen, Laufwegen, Tackles und Pässen aber auch macht, so sehr frustriert die allgegenwärtige Zufallskomponente. Ja, es ist eine präzise Umsetzung des Tabletop-Regelwerks, dass auch ein hochwertiger Fänger den Ball dreimal hintereinander nicht aufheben kann, weil er seinen Test versaut und ihm der Ball durch die Finger rutscht. Trotzdem nervt es, das man keine Aktion wirklich vorausplanen kann, weil einem das Würfelglück immer wieder einen fiesen Strich durch die Rechnung macht. Hier wäre, zumindest bei einfacheren Aktionen, eine Vereinfachung der Brettspiel-Mechanik die bessere Wahl gewesen.
Technisch solide, Online besser
Die technische Umsetzung ist ordentlich: Spielermodelle, Umgebungen und Oberflächen werden von der guten Beleuchtung sinnvoll in Szene gesetzt und auch die Kampfanimationen, Würfe und Touchdowns sind weitetgehend stimmig. Nicht ganz so stimmig ist allerding die KI in der umfangreichen Kampagne, die man mit den heruntergekommenen Raveland Reavers bestreitet, einer kurz vor dem Ruin stehenden Verlierer-Mannschaft, die man in einer Blood Bowl-Saison wieder auf Vordermann bringen muss.
Diese dient weitestgehend als Tutorial und führt in die Spielmechanik, die Teamzusammenstellung und die Welt von Blood Bowl ein. Das ist nett, allerdings ist die Feind-KI oftmals nicht wirklich in der Lange, zwingende Aktionen auf den Platz zu zaubern und lässt sich zu leicht mit schnellen Würfen und einfachen Läufen überrumpeln. Besser ist hier schon der Online-Modus in dem man gegen Menschliche Spieler antritt und sich auf dem Platz messen kann. Cool: in den Online-Ligen können im Transfer-Fenster Spieler auch online zwischen den Trainern getauscht werden. Zudem kann auch abseits der Kampagne in einem Liga-Modus gegen die CPU gespielt werden.
Fazit
Blood Bowl 2 ist eine präzise und detailgetreue Umsetzung der Tabletop-Vorlage, die mit einer gelungenen Stimmung und nachvollziehbarer Spielmechanik punkten kann. Dennoch stört der allgegenwärtige Zufallsgenerator, der bei jeder Aktion, egal ob Tacklings, Würfen, oder Ausweichmanövern zum Zuge kommt: Es lässt sich einfach zu wenig wirklich planen und fast immer sind spielentscheidende Aktionen vom virtuellen Würfelglück abhängig. Das nervt, auch wenn dank der übersichtlichen Benutzeroberfläche eigentlich immer klar ist, wie wahrscheinlich der Erfolg einer bestimmten Aktion ist. Für Fans des Brettspiels (und von Warhammer Fantasy) dürfte Blood Bowl 2 die beste Alternative sein, wenn gerade keine Kumpels für einen Tabletop-Abend verfügbar sind. Alle anderen brauchen eine hohe Frustresitenz, um die Komplexität des blutigen Sportes genießen zu können.
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