Nach zwei stimmungsvoll düsteren Album-Covern zu AU DE LA (2015) und ARDOR (2017) erschrickt man kurz ob der (gediegenen und eher passiven) Farbkraft auf dem vierten Big | Brave-Werk. Doch dies stellt zum Glück keine generelle Wendung zum Fröhlich-Positiven dar. Die kanadischen Post-Rocker mit freundlicher Unterstützung von und Nähe zu Ausnahmekünstlern wie Godspeed You! Black Emperor oder den großartigen Thee Silver Mt Zion bleiben ihrem bislang eingeschlagenen Weg treu. Dass statt des eher logischen Constellation-Deals damals Southern Lord die Nase vorn hatten, schmälert das künstlerische Bestreben dieses Trios keineswegs. Big | Brave präsentieren mit A GAZE AMONG THEM fünf neue Epen aus jener Zwischenwelt, in welcher sich Minimalismus zu einem mönströsen Ganzen erhebt.
🛒 A GAZE AMONG THEM bei AmazonDie simplen Drum-Schläge entwickeln eine brachiale Wucht, die schwelgend-schwebenden Gitarren schieben die Psychedelik voran, die (Kontra-)Bass-Ebenen dehnen sich unbarmherzig in die Tiefe aus, und was Robin Wattie aus ihrer Stimme holt, ist beeindruckend eindringlich. Ob nun der donnernde, zerrende Opener ‘Muted Shifting Of Space’, das trügerisch-träumerische ‘Holding Pattern’ mit seinem treibenden Mittelteil, das psychedelische ‘Body Individual’, das in Zeit und Raum verlorene, in einen ultratiefen Drone mündende ‘This Deafening Verity’ oder der markerschütternde, Industrial-nahe Stampfer ‘Sibling’ als finales Opus: A GAZE AMONG THEM zeigt, wie Zärtlichkeit innerhalb eines Machtgefüges funktioniert.