Beim ersten Hören von ‘Wolves Ov Siberia’, dem ersten Track nach dem Intro, schießt einem unwillkürlich durch den Kopf: „Mensch, so einen Song hätte ich mir auf der neuen Dimmu Borgir-Scheibe gewünscht!“ Nein, keine Sorge, Behemoth machen jetzt keinen auf Bombast-Black, doch besagter Track hat genau jene Erhabenheit, welche Hymnen wie ‘Mourning Palace’ zu den einflussreichsten Extremstücken der Mittneunziger gemacht hat: von Grund auf böse und dabei vernichtend mitreißend.
Im weiteren Verlauf des Albums zeigen Behemoth dann auch, dass sie es ernst gemeint haben mit ihrer Ankündigung, I LOVED YOU AT YOUR DARKEST sei definitiv anders als THE SATANIST. Eigentlich ist das klassisches PR-Geschwätz, das selten Substanz hat – in diesem Fall jedoch stimmt es. Nicht, weil Behemoth ihre Wurzeln gekappt hätten. Nein, sie zeigen nur diesmal mehr stilistische Bandbreite denn je zuvor – und dabei war schon das Vorgängeralbum alles andere als eindimensional gestrickt. I LOVED YOU AT YOUR DARKEST vereint alles, was Behemoth ausmacht: Da gibt es Songs wie ‘God=Dog’, die nicht nur fies und dreckig daherkommen, sondern solch ein Selbstbewusstsein ausstrahlen, dass es fast schon übermächtig wirkt.
‘Bartzabel’ hingegen knallt so schwungvoll-düster, dass selbst Moonspell vor Neid erblassen würden. Und ‘If Crucifixion Was Not Enough’ raspelt einem buchstäblich die Haut von den Ohren. So könnte man die Beschreibung bis zum Ende fortsetzen, denn jeder Song auf I LOVED YOU AT YOUR DARKEST hat seine ganz eigene Stimmung. Und, dennoch: Die Platte wirkt stets wie aus einem Guss. Was vor allem eines deutlich unter Beweis stellt: Behemoth sind in Sachen Songwriting beziehungsweise Arrangement auf höchstem Niveau angekommen. Das, was die Band live seit Jahren zeigt (auch in Sachen Optik und Präsenz), setzt sie nun auch auf Platte ähnlich bedingungs- und gnadenlos um. Ein Album von nachhaltiger Vehemenz.