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Battleborn präsentiert sich auf den ersten Blick in bester Borderlands-Manier: In knallbunter Comic-Kulisse ballern die Protagonisten mit abwechslungsreichem Arsenal durch Gegnerhorden. Der Clou: Anders als in der Rollenspiel-Shooter-Reihe ist Battleborn auf den Mehrspieler-Part ausgelegt – und entsprechend dünn fällt die Geschichte aus. Solus ist der letzte Stern im Universum, alle Zivilisationen der Galaxis haben hier Zuflucht gefunden und jetzt liefern sich Last Light Consortium, Eldrid, Abtrünnige, das Jenneriten-Imperium und die Vereinigten Friedenshüter-Republiken wüste Kämpfe um die Vorherrschaft. So weit, so egal.
Ein MOBA aus der Ego-Perspektive
Interessanter ist da schon eher die grundlegende Mechanik, die eher an ein MOBA wie League Of Legends oder DOTA erinnert, als an einen Shooter: Die Spieler übernehmen die Kontrolle über einen Helden des umfangreichen Rosters aus 25 Kämpfern, der sogenannten Battleborn. Anders als bei Call Of Duty und Co. sind die Klassen an den Charakter gebunden. Zudem gibt es nicht nur Waffen, sondern insgesamt vier Fähigkeiten, die allesamt an die Figur gebunden sind. Das macht die Figuren einzigartig und fordert eine Anpassung des Spielstils: Während die elfengleiche Thorn z.B. eher aus der Ferne mit ihrem Bogen agiert, ist der an einen Sith-Lord erinnernde Rath mit seinen roten Klingen eher im Nahkampf zu finden.
Ähnlich wie bei den isometrischen Verwandten können die Charaktere während eines Matches mittels des Helix-Systems in 10 Stufen aufsteigen und so ihre Fähigkeiten verbessern und die mächtige „Ultimate” freischalten, die in den Gefechten eine entscheidende Wende bringen kann. Auch der wichtigste Spielmodus “Schmelze” entspricht einer entschlackten Version der klassischen MOBA-Gefechte: Zwar hat man hier statt drei „Lanes“ nur einen Weg zu feindlichen Basis, der Kampf gegen feindliche Minions, das Sammeln von Kristallen zum Bau von Abwehrtürmen oder die Aktivierung zuvor angelegter Ausrüstung läuft aber ähnlich ab wie bei DOTA und Co. Alles andere ist pure Shooter-Reizüberflutung aus der Egoperspektive: Battleborn ist schnell, bunt und hektisch, dabei aber auch erstaunlich präzise.
Gute Modi, schlechte Modi
Hier zeigt Battleborn auch seine größte Stärke: Schmelze ist taktisch, die Gefechte langwierig und die Karten angenehm verschachtelt. Ständig muss abgewogen werden, für welchen Zweck man die Kristalle einsetzen will und in welchem Moment man die Kämpfe gegen neutrale Söldner wagt, die nach einem Sieg gegen den Feind geführt werden können. Die Teams müssen sinnvoll gemeinsam agieren und jeder seine Rolle kennen: Welche Fähigkeiten nutzen die Support-Charaktere zu welcher Zeit? Wann müssen die Damage-Dealer zuschlagen und wie lange können die dickhäutigen Tanks durchhalten, bevor sie sich aus dem Kugelhagel zurückziehen müssen? Dabei ist zudem Vorsicht angesagt: jeder eigene Tod bringt dem Gegner einen möglichen XP-Vorteil, der nicht ohne Weiteres ausgeglichen werden kann.
Auch wenn die Balance zwischen den einzelnen Figuren noch etwas krankt und gerade schnelle Nahkämpfer deutlich spürbare Vorteile haben: Schmelze macht mit einem gut zusammengestellten Team richtig Spaß! Dies gilt für den zweiten Spielmodus Eroberung nur eingeschränkt: Die deutlich weniger taktischen Gefechte um drei zu erobernde Stützpunkte leiden deutlich stärker unter den Balance-Problemen und das Anfüttern der Gegner durch das eigene Ableben wirkt sich aufgrund der fehlenden Minions erheblich stärker auf den Spielverlauf aus, was schnell zu Frust führt.
Ebenfalls eher belanglos und vor allem nur im Koop zu empfehlen ist die Kampagne, deren acht Missionen eher eine lieblose Aneinanderreihung von Arena-Kämpfen und Verteidigungsschlachten darstellt und sich im Grunde nur zum Grind von Credits, Erfahrungspunkten und freispielbaren Charakteren taugt.
Items und Ränge ohne Ende
Apropros Credits: Statistik-Fanatiker und Freischaltwütige finden in den Menüs viele Zahlenreihen, Prozentanzeigen und gleich zwei Rangsysteme, in denen man aufsteigen kann: Die Battleborn-Erfahrung, mit der visuelle Verbesserungen und individuelle Helix-Mutationen für die einzelnen Helden freigeschaltet werde können sowie Command-XP mit denen neue Features, Kistenstufen und Helden freigeschaltet werden.
Zudem gibt es mit Ingame-Währung zu kaufende Loot-Pakete, mit deren Inhalt die Spielfiguren verbessert werden können. Es gibt unzählige Gegenstände in verschiedenen Seltenheits- und Verfügbarkeits-Abstufungen, mit deinen Cooldowns, Angriffswerte oder Schilde der Kämpfer angepasst werden können. Allerdings können die Recken nur jeweils drei Items ins Feld führen und müssen diese im Kampf zunächst mit Kristallen aktivieren, bevor sie ihre Wirkung entfalten können – ein cooles System, mit Sammelkarten-Charakter. Ebenfalls cool: Es gibt fraktionsspezifische Loot-Kisten, mit denen bestimmte Charakter-Gruppen gezielt verbessert werden können.
Fazit
Battleborn ist eine unterhaltsame Shooter-Adaption des klassischen MOBA-Prinzips. Der schnelle Shooter versprüht dank seiner knallbunten Kulisse und den markanten Charakteren und Fähigkeiten viel Charme. Umfangreiche Charakter-Modifikationen und zahllosen Items bringen einen individuellen Touch in das große Helden-Roster mit 25 Battleborn. Spielerisch überzeugt vor allem der Modus Schmelze, der eine Midlane-Shooter-Variante des klassischen MOBA repräsentiert und mit seinen taktischen, oft sehr langen Gefechten zeigt, was in Battleborn steckt – auch wenn nervige Balance-Probleme den Spaß etwas trüben. Die tendenziell eher überflüssige Kampagne, die immerhin Kooperativ bestritten werden darf und der noch stärker unter den Balance-Problemen leidende Eroberungs-Modus hingegen hätten etwas mehr Feinschliff gebrauchen können.
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