Liebe Geschworene, die heute vor uns stehenden b.o.s.c.h. werden des üblen Kopistentums bezichtigt. Wie die Verteidigung nun zu Recht ausführt, setzen die Norddeutschen den bereits 2010 mit ihrem Debüt EINSAM eingeschlagenen Weg auch auf Album Nummer drei fort. Was nichts weniger bedeutet, als dass die Wilhelmshavener nach wie vor eine Art „Best Of Industrial-Irgendwas in Deutsch“ fabrizieren, welches 2017 auf dem neu vorliegenden Beweisstück FLEISCHWOLF munter durch ebenjenen gedreht und mit einer ordentlichen Portion Metal nachgesalzen wird.
Strafmindernd wären jedenfalls das liebevoll umgesetzte Sounddesign (welch garstig’ Wort!), handwerkliches Können und den hörbaren Spaß an der Freude zu berücksichtigen. Denn auch wenn Songs wie der Opener ‘Schock’, ‘Blender’ oder eben ‘Fleischwolf’ bestimmt keinen Innovationspreis gewinnen, sollten sie in Tanzlokal und Konzertsaal funktionieren. Das muss auch der kritische Staatsanwalt Dr. Real Rock zugeben.
Leider klingt, besonders in der zweiten Albumhälfte, vieles zu sehr nach auf der Werkbank zusammengeschweißten Riffs, Melodien und Textfragmenten. Allerdings gelten die Grundsätze a) lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht und b) im Zweifel ohnehin für die Angeklagten auch hier vollumfänglich. Und überhaupt: Was war eigentlich zuerst da: die Rammstein-Henne oder das Laibach-Ei? Das Urteil lautet: Knapper Freispruch.