Mit mittelalterlich anmutenden Intros habe ich persönlich mitunter Probleme, weil das Ganze doch schnell verkitscht wirkt. Schließlich reden wir immer noch über Hard Rock und Heavy Metal, nicht etwa historische Tänze von Burgfräulein Peternella. Bei Axel Rudi Pell darf man aber gewiss sein, dass er sich in den diversen hart rockenden Spielarten bestens auskennt. Es gibt wohl kaum einen zweiten deutschen Gitarristen, der über knapp drei Dekaden hinweg ein derart hohes Maß an Qualität ablieferte.
Dementsprechend hängen auch auf dem mittlerweile 17. Studioalbum die kompositorischen Trauben hoch. KNIGHTS CALL balanciert gekonnt in der Schnittmenge aus Siebziger-Hard Rock (Deep Purple bleiben ein prägendes Stilmerkmal) und fixem Metal-Riffing, die ausdrucksstarke Stimme von Johnny Gioeli (auch Hardline) tut sein Übriges dazu, um über die gesamte Spielzeit hinweg Hörvergnügen zu garantieren. Die Highlights von KNIGHTS CALL sind die Momente, in denen Pell abseits seiner bekannten Stärken moderne Akzente setzt (‘The Wild And The Young’, das Instrumental ‘Truth And Lies’, partiell in ‘Follow The Sun’) – davon dürfte es für meinen Geschmack noch mehr geben.
Ich würde ja gerne sagen, dass KNIGHTS CALL die letzten Studioalben pulverisiert, aber es reiht sich in eine Phalanx hochwertiger Veröffentlichungen ein. Von wie vielen Bands und Musikern kann man das guten Gewissens nach 29 Jahren behaupten?