Wer in den vergangenen Jahren aufmerksam Metal-Veröffentlichungen alter Prägung verfolgt hat, wird nicht an Atlantean Kodex und ihrem oft gelobten Debüt THE GOLDEN BOUGH (2010) vorbeigekommen sein. Entsprechend groß sind die Erwartungen drei Jahre später. Prognose: Fans von klassischem Heavy Metal werden THE WHITE GODDESS in all seiner Epik lieben.
Erneut tummeln sich die Süddeutschen an einer Weggabelung zwischen Bathory, frühen Manowar und traditionellem Doom Metal – trotz Piano-Interludien und voluminösem Klargesang meist erfreulich unkitschig. Im Gegenteil: ‘Enthroned In Clouds And Fire’ erinnert dank epischer Chöre an die Einsamkeit, wie sie Quorthon mit seinen Asatru-Alben ausdrückte.
‘Twelve Stars And An Azure Gown’ ist mit Jammergesang und Akustikgitarre todtraurig, bricht dann aber in einem Anflug von Stolz aus – Atlantean Kodex durchschreiten nicht nur während des Albums, sondern meist sogar während einzelner Songs ganze Paletten an Emotionen. Das ist beim ersten Durchhören nicht immer leicht zu verdauen, schenkt den Songs aber die notwendige Tiefe für den Langzeitspaß. Einzig Sänger Markus Becker, so astrein er auch singen mag, fehlt zwischen all den perfekt getroffenen Tönen der Feinschliff, der ihn vom guten Sänger zum Charakter verwandeln würde.
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