Eine halbe Stunde kann sich wie ein kurzer Augenblick oder wie zäher Kaugummi anfühlen – je nachdem, wie sehr man sich auf den Hirnfick von Atheist einlässt. Länger ist JUPITER nicht, und damit steht das Album exakt in der Spielzeit-Tradition seiner drei Vorgänger. Diese liegen zwar 17 Jahre zurück, doch trotz der langen Pause klingen Atheist erfrischend und motiviert.
Ein Spaziergang ist der verschachtelte Fingerknoten-Sound selbstverständlich nicht. Wer die klassische Strophe-Überleitung-Refrain-Struktur sucht, wird verzweifelt das Handtuch werfen. Unvermittelt wechseln Rhythmen und Geschwindigkeit, trotzdem bleibt das Zusammenspiel der einzelnen Elemente atemberaubend. Ob Drummer Steve Flynn lässig einen Samba-Groove auf den Doublebass-Blast nagelt (‘Fraudulent Cloth’), oder Neu-Bassist Jonathan Thompson einen funky Slap-Bass einstreut (‘Fictious Glide’) – hier ist jeder verdammte Takt eine Herausforderung an die Konzentration.
Atheist-Neueinsteiger sollten die Spätwerke von Chuck Schuldiner als Orientierungsboje nutzen, Musiker und Genrefans werden eh zuschlagen. JUPITER ist ein meisterhaftes Comeback, das den Stil von ELEMENTS (1993) aufgreift und weiter entwickelt. Natürlich gibt es mittlerweile etliche Combos, die schachteliger und extremer sind, aber diesem Wettkampf braucht sich der Florida-Fünfer nicht zu stellen. Wladimir Klitschko würde ja auch nicht gegen Joe Frazier boxen.
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