Bitte Geduld mitbringen: THE NIGHTMARE OF BEING braucht Zeit. Nicht, dass At The Gates bisher nur leicht zu Konsumierendes veröffentlicht hätten, aber: Das neue Album dreht in mancherlei Hinsicht eine Runde, die selbst ein Fan der ersten Stunde vielleicht so nicht erwartet hätte. Doch der Reihe nach. Zunächst einmal sind viele Stücke nicht im reinen Hochgeschwindigkeitsumfeld verankert, was dem Album ein recht dystopisches Flair verleiht. Kurz: Das emotionale Spektrum umfasst Verzweiflung, Depression und Melancholie, weniger puren Zorn. Auf die At The Gates-Historie umgemünzt, ist THE NIGHTMARE OF BEING von der Grundstimmung her mehr WITH FEAR I KISS THE BURNING DARKNESS als SLAUGHTER OF THE SOUL.
🛒 THE NIGHTMARE OF BEING bei AmazonWer kompakte Ich-balle-die-Fäuste-Banger am Fließband sucht, wird hier nur bedingt bedient (‘The Abstract Enthroned’, etwa). Die Songs sind komplexer, haben oft einen unerwarteten Twist, beispielsweise ‘The Fall Into Time’, das phasenweise gar jazzige Züge trägt, aber auch im Dark Folk-inspirierten ‘Cosmic Pessimism’. Das wird vielleicht nicht jedem gefallen, zeigt aber einmal mehr, was für eine Bandbreite diese Band abdecken kann und sich dabei dennoch mit Leib und Seele treu bleibt. Ein Album, das wirklich von Mal zu Mal größer wird und die Gänsehaut wachsen lässt.
Man mag einige Durchläufe benötigen, um sich mit den experimentellen Klangelementen von At The Gates zu arrangieren, doch unterm Strich überzeugt auch THE NIGHTMARE OF BEING. Zwar fehlt ein herausstechender Kracher wie der letztmalige Titel-Track, in seiner Gesamtheit lädt das Werk seine Hörer jedoch auf eine spannende Entdeckungsreise ein und stellt sicher, dass die Schweden fordern statt in Sicherheit zu wiegen. Was will man mehr? Katrin Riedl (5,5 Punkte)
In vier Jahren zur Legende, nach vielen Jahren Pause jetzt in elf Jahren zu… Ja, was eigentlich? Mit ihrem dritten Album nach dem Comeback zementieren At The Gates, dass sie wohl nie wieder so wild und vehement Grenzen verschieben werden wie vor 25 Jahren. THE NIGHTMARE OF BEING ist so gut, wie Melodeath 2021 sein kann, was aber nicht wirklich viel heißt. Interessanter sind die proggigen Ausflüge à la ‘Garden Of Cyrus’ oder ‘Cosmic Pessimism’, aber es hat schon einen Hauch von Däd-Dässmädl. Robert Müller (5 Punkte)
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