Bei Odin, was konnte man sich auf ‘Assassin’s Creed Valhalla’ freuen! Die spaßige ‘Assassin’s Creed’-Mechanik verlegt in die Wikinger-Zeitepoche, die spannende nordische Mythologie, ein AAA-Titel einer großen Marke mit entsprechendem Budget um ein so ambitioniertes Projektes mit angemessener grafischer Wucht auf die Beine zu stellen: Man konnte den Met schon riechen. Doch das Ergebnis schmeckt leider säuerlich.
Wir schlüpfen in die Rolle der wahlweise männlichen oder weiblichen Hauptfigur Eivor. Nach einem tragischen Verlust und einem Territoriumsstreit machen wir uns aus der Heimat Norwegen auf nach England, um dort zu brandschatzen. Ohne zu spoilern – dies ist der schon x-mal durchgekaute Rachefeldzug, auf den wir uns innerhalb der Serie begeben. Eivor besitzt dabei die Emotionen eines leergetrunkenen Bierkrugs. Speziell im Vergleich zu dem innerlichen zerrütteten Bayek aus ‘Assassin’s Creed Origins’ ist uns die Spielfigur dieses Mal schrecklich egal. Auch die meisten Mitstreiter bleiben blass, einige namhafte Charaktere wie Ivar, der Knochenlose, mal ausgenommen.
Nebenquests aus der Hölle
Die Hauptstory, der Aufbau der eigenen Siedlung und die Suche nach allen Mitgliedern des Templer-Ordens, halten uns noch am meisten am Bildschirm. Dazwischen erwartet einen eine dermaßen spaßbefreite Ansammlung von Nebenbeschäftigungen, die die hübsche Open World ausbluten lassen.
Plündern, Äxte werfen, Meucheln, schleichen, taktisches Vorgehen: Dinge, die einen Wikinger und Assassinen ausmachen, kommen viel zu kurz. Die meiste Zeit verbringt man mit endlosem Suchen nach irgendeinem Schlüssel zur Öffnung einer Tür oder sucht verzweifelt nach ebendieser Tür, einem Eingang oder Ähnlichem. Meistens ist dies Teil der Mission, der Spielfluss wird arg ausgebremst. Wer immer bei Ubisoft die Idee hatte, diese „interaktive Suche“ einzubauen, wäre damals als Blutadler geendet. Das Parcours-System will auch nicht immer so, wie wir wollen. Alles spielt sich etwas träge und schleppend.
Hübsche Landschaft, hässliche Gesichter
Und nun kommen wir zur Technik. Diesem Stück Software steht ins Gesicht geschrieben, dass es unbedingt zeitgleich mit der neuen Xbox-Konsole erscheinen musste. Teilweise bleibt beim Spielen nur der zwanghafte Neustart – etwa, wenn die Wikingermitstreiter in einer Tür hängen bleiben oder eine Schatztruhe nicht geöffnet wird. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die Entwickler in der Zukunft mit Patches die technischen Missstände beheben können.
Die Grafik bietet streckenweise eine Augenweide, die Spielwelt ist abwechslungsreich und atmosphärisch. Die Gesichts- und Haaranimationen stammen aber aus irgendeiner dunklen Ecke Helheims. Das hilft natürlich wenig bei Charakteren wie Eivor, die sowieso schon emotionale Baumstämme sind.
Fazit
Der aktuelle Ableger scheint ein gewaltiger Rückschritt für das Franchise und schlechter als sein bereits zwei Jahre alter Vorgänger zu sein. ‘Assassin’s Creed Valhalla’ will ein besonders breites Publikum ansprechen, mehrere Stärken älterer Teile kombinieren und auch noch neue Elemente einbringen. Dabei verlaufen aber alle Elemente im Sand.
Wer dem Spiel sehr viel verzeihen, die technischen Mankos in den Kauf nehmen und sich voll und ganz auf die Wikingerepoche vertiefen kann, sollte sich dennoch auf Viking begeben. Ein kompletter Reinfall ist ‘Assassin’s Creed Valhalla’ nicht, aber eine derbe Enttäuschung: 3 von 7 Trinkhörnern.
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