
Die einst debütierende und einige Alben fortwährende Noise Rock-Psychedelic-Urtümlichkeit ist nach dem äußerlich gemäßigten, aber innerlich explodierenden THE GOSPEL (2016) mit WHO DO YOU LOVE erst mal vergangen – doch womöglich nur vorerst, schließlich ist das Årabrot’sche Universum seit jeher stilistisches Füllhorn und kreativ-musikalisches Überraschungspaket gleichermaßen. Das achte Album verzichtet gänzlich auf vordergründige Schockeffekte, sondern setzt auf die künstlerische Freiheit im bewegenden, beweglichen Rock-Kosmos, wie es außer Årabrot aktuell einzig Kellermensch hinbekommen, den musikalischen Drive nicht nur ins Skurrile, sondern auch Hintergründig-Surreale zu verfrachten.
Spätestens mit ‘Warning’ liegt man mittendrin in WHO DO YOU LOVE, will mehr – und bekommt das auch: Nach dem jungfräulich schwebenden ‘Pygmalion’ und der Einleitung ‘Serpents’ holt das auch als Vorab-Single erschienene Cover ‘Sinnerman’ mit seinem unfassbar wütenden, stampfenden, dichten und hundertprozentig originären The Birthday Party-Charakter jeden (wirklich jeden) Nick Cave-Fan ab, bevor ‘Look Daggers’ die Chose ins Mysteriöse zieht: Die Årabrot-Walze dampft gehörig in Richtung Tom Waits zu dessen THE BLACK RIDER-Ära und nimmt gleich noch einen Happen BLOOD MONEY mit.
Dieses Album hackt final nicht nur klassische Metal-Riffs in offene Indie Rock-Attitüde, sondern hangelt sich mit ‘Sons And Daughters’ noch am Rande des zwar Tiefgründig-Tragischen, aber ebenso Schwülstigen entlang. Das zum Abschluss servierte ‘Uniform Of A Killer’ vereint The Gun Club-Lässigkeit mit drängender Schwelbrand-Attitüde und komplettiert das surreale WHO DO YOU LOVE-Absurditätentheater: Mehr Kunst für alle!