Religiöse Ikonografie sowie Kritik an der Kirche, ja, auch offene Blasphemie sind keine neuen Elemente im Black Metal. Da die Pfälzer Apostasie dieses typische Thema musikalisch jedoch etwas anders aufziehen, darf man bei NON EST DEUS ruhig mal genauer hinhören. Die folkigen Klänge einer Drehleier sowie das melodische Wechselspiel zwischen dem erwartbar schwarzen Gesang von Frontmann Hrabanus sowie den klaren Zeilen von Sängerin (und Drehleierspielerin) Batseba verleihen den Newcomern einen eigenen Anstrich. Lyrisch macht das Sextett seinem Namen sowie dem Albumtitel alle Ehre: Ohne Blatt vorm Mund erzählen sie die biblische Heilsgeschichte kritisch, stellen kirchliche Dogmen infrage und illustrieren die Zeitenwende dergestalt, dass der Aufruhr, den erst Jesus in der römischen Antike und später auch Martin Luther im katholischen Spätmittelalter auslöste, spürbar wird. Leider gestaltet sich der Einstieg des Debütalbums schleppend. Verwirrend sind zusätzliche Flüsterzeilen im gesprochenen ‘Intro’, und der knapp zehnminütige Titel-Track könnte eine Straffung vertragen. Die zweite Hälfte bringt allerdings Fahrt in das Werk, und das stampfende ‘Eikon’, das rasende ‘Blut schreit Palästina’ und der Kopfnicker ‘Pein, Pest’ kommen aufeinanderfolgend erfrischend schwungvoll daher. Eine neue Stimme der Szene, die sich Fans des deutschsprachigen Black Metal durchaus notieren können.
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