Dass Anette Olzons Abgangsszenario bei Nightwish nicht unbedingt die feine finnische Art war, ist bekannt. Sollte man deshalb immer noch Mitleid mit der (noch) immer so nett lächelnden und stets schwedische Landliebe ausstrahlenden Sängerin haben? Vielleicht. Als Rechtfertigung für ein derart belangloses Solodebüt wie dieses kann man geplatzte Träume und Traumata allerdings nicht gelten lassen.
Mag Frau Olzon auf lyrischer Seite in und mit Titeln wie ‘Falling’, ‘Lies’ oder ‘Like A Show’ Erlebtes aufarbeiten, um dann letztendlich doch sanguinisch strahlend den sprichwörtlichen Asche-Phönix des Albumtitels geben zu können, krankt das Album musikalisch leider völlig an der Unfähigkeit, Empathie oder Emotionen zu evozieren. Das liegt überwiegend an den neu gewählten Partnern. Für Co-Songwriting und Produktion zeichnen gleich eine ganze Reihe von vermeintlichen Mainstream-Midashändchen aus Schweden verantwortlich, die Anette in ein belanglos formelhaftes Kommerzkorsett zwängen.
Nichts gegen sehr, sehr subtile Gitarren zugunsten von Pop; selbst Pathos, Klanghölzer und vielleicht auch ein kleines bisschen Enya kann man sich gefallen lassen. Aber bitte nicht derart steril, austauschbar und blutleer inszeniert. Von dem bei Nightwish noch bewiesenen vokalen wie variablen Ausdrucksvermögen fehlt jegliche Spur. Wo Tarja mit jedem Soloalbum stärker ihre eigene Stimme gefunden hat, zeigt sich bei Anette Olzon von Anfang an kein charakteristisches Fundament. Damit ist SHINE wohl das erste und auch letzte Album der Schwedin, welches im Metal- oder Rock-Kontext noch entfernt seine Besprechungsberechtigung findet. Es scheint, als habe sich Olzon damit (abgefunden?) sowieso schon längst in Richtung Eurovision Song Contest und Vorabend-Soap-Soundtracks verabschiedet.
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