Es gibt Bands, denen man ihren Erfolg einfach von Herzen gönnt. Weil sie talentiert sind, weil sie hart gearbeitet haben, weil sie nette, intelligente Menschen sind, und weil sie einem Laufe der Jahre mit ihrer Bühnenenergie verdammt viele Festivals versüßt haben. Auf Amorphis treffen all diese Attribute zu, und umso schöner ist es, dass sie sich in den vergangenen Jahren so eindrucksvoll die Chefetage zurückgerifft haben. Eigentlich standen sie vor knapp einer Dekade schon auf der Absteiger-Liste, ihr Majorlabel-Werk FAR FROM THE SUN ging vielen Headbangern stilistisch zu weit, sie wandten sich ab.
Doch nach dem Einstieg von Tomi Joutsen im Jahr 2005 haben sich Amorphis gefangen, ihre Stärken in den Vordergrund gerückt und dadurch ihr Profil deutlich geschärft. Mit dem geradlinigen ECLIPSE (2006), dem etwas detailverliebteren SILENT WATERS (2007) und schließlich dem 2009er-Hymnenmonster SKYFORGER ist es ihnen gelungen, sowohl die alten Fans zurückzugewinnen als auch neue Hörer an sich zu binden – das schaffen nicht viele Acts. Und auch an THE BEGINNING OF TIMES werden beide Fraktionen ihre Freude haben. Denn stilistisch schließt das zehnte Amorphis-Album nahtlos an die Vorgängerplatten an. Veränderungen gibt es lediglich in homöopathischen Dosen. Ein wenig mehr klarer Gesang, etwas verspielter als das letzte Werk (ʻThree Wordsʼ), doch insgesamt besinnen sich die Finnen beim Songwriting auf das, was sie am Besten können: Die Verbindung von prägnanten Melodien, charakterstarken Riffs und Grooves, zu denen die Haare (gerne auch: Dreads) ordentlich rotieren können.
Ein Beispiel dafür: ʻMy Enemyʼ, ein Stück, das sich sofort im Ohr festkleistert, aber dennoch durch etliche Growl-Einlagen und kraftvoll hackenden Gitarreneinsätze nicht in seichte Gefilde abdriftet. Alles eine Frage der Balance eben. Es darf gerne auch mal poppig sein, wenn direkt danach ein Stück wie ʻSong Of The Sageʼ in bester Power Metal-Manier losrappelt. Hier macht sich die langjährige Erfahrung von Esa Holopainen & Co. bemerkbar: Sie spüren intuitiv, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um einen Stimmungswechsel zu wagen, das Tempo anzuziehen, einen großen Refrain einzuflechten. Das macht THE BEGINNING OF TIMES, das sich inhaltlich mit dem „Kalevala“-Helden Väinämöinen beschäftigt, zu einem vielleicht nicht überaus überraschenden, aber doch insgesamt über aus abwechslungsreichen und konsequenten Album, das bei jedem Hördurchlauf für größere Freude sorgt.
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