Gut gemachter Post-irgendwas-mit-Metal kann wahrhaft bewusstseinserweiternde Wirkung entfalten: Das dramatische Spiel mit Dynamik und der Hang zu cineastischen Melodietapeten entkrampft Riff-geplagte Nackenmuskeln und injiziert elementare Emotionen. Wer dann noch, wie die Belgier Amenra, sludgige Hardcore-Härte und in Colin van Eeckhout einen Sänger mitbringt, der regelmäßig seine Stimmbänder zerlegt, fabriziert Lieblingsalben. Nur leider nicht in Serie, denn wie Post Metal im Allgemeinen haben auch Amenra das spezifische Problem, dass die eingesetzten Mittel ziemlich eindimensional sind und Abwechslung nur dort entsteht, wo die meist lineare Zusammensetzung der Songs interessante Varianten aufweist.
🛒 DE DOORN bei AmazonMit MASS V hatten sie meiner Meinung nach ihren Peak, und DE DOORN jetzt zeigt fast lehrbuchartig, wie die Formel nicht ganz so gut funktioniert. Wie beim Pokern: Immer „all in“ ist keine Siegerstrategie. Und die endlose Herauszögerung des, pardon, emotionalen Orgasmus’ wie beim abschließenden ‘Voor immer’ zusammen mit der ausgedehnten Spoken Word-Einlage lässt die Gänsehaut dann gewissermaßen präemptiv erschlaffen. Natürlich immer noch ein Album mit mitreißenden Momenten, und wer Amenra noch nie gehört hat, kann auch mit diesem etwas anfangen – aber das können sie besser.
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