Manchmal sollte man einfach gehen, wenn’s am schönsten ist. Ja, dieser schnöde Spruch hat noch keinem Party-Gänger ein Lächeln abgerungen. Nur wird die Luft für All That Remains langsam dünn – wie wollen sie sich noch mehr aus den selbst gesetzten Grenzen des Metalcore rausholen?
Die einfachste Lösung: der sanften Seite mehr Vorrang gewähren. So klingt die Band aus Springfield nicht erst mit THE ORDER OF THINGS glattgebügelt, schunkelig und irgendwie putzig. Dass Schmusetier Philip Labonte gleich im Opener ‘This Probably Won’t End Well’ „I’m not gonna let the emotions take over“ singt, ist vielleicht nicht die knalligste Idee. Ihr siebtes Album wirkt lieblos hingeworfen; dröge, ziellos, abgekämpft. All That Remains bemühen sich, noch mehr dem Stadion-Rock zu verfallen. ‘For You’ spricht Bände, siecht dahin wie ein Marshmallow in heißem Kakao.
Okay, ‘No Knock’ ist ein Crowbar-Ungetüm, und die Gitarristen gehören ohnehin insgeheim zu Killswitch Engage. An der Saitenfront gibt es wieder nichts auszusetzen – höchstens, dass sie erneut zu makellos klingt. Aber: Aufregend ist anders. Wenn All That Remains dann noch im vorletzten Song von ‘Tru-Kvlt-Metal’ sprechen, wird’s pietätlos. Sorry, diese Party ist vorbei.
Vincent Grundke
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Es ist bedauerlich, dass im Vorfeld eines neuen Albums von All That Remains regelmäßig andere Dinge im Mittelpunkt stehen als die Musik. Aktuell sind dies fragwürdige Aussagen von Phil Labonte bezüglich der Schwulenbewegung (die Diskussion kam erst nach dem Interview in dieser Ausgabe auf). Gut möglich, dass das Promotion-Zwecken dient; es lenkt aber den Fokus von der Musik weg – und die ist um einiges griffiger und kantiger ausgefallen, als das zu befürchten war (da hat Labonte mal recht).
Phasenweise fühlt man sich sogar an die harten Glanzzeiten der Band erinnert (alles bis 2006 und THE FALL OF IDEALS): ‘No Knock’, ‘Pernicious’, ‘A Reason For Me To Fight’, ‘Bite My Tongue’ oder ‘Tru-Kvlt-Metal’ rütteln musikalisch sehr ordentlich. Ansonsten greift bei THE ORDER OF THINGS eigentlich eher die Bezeichnung Modern Metal. An ‘Divide’ werden Bullet For My Valentine-Fans Freude haben, die Ballade ‘For You’ ist bestes Radiofutter, und ‘Fiat Empire’ könnte bezüglich der Grundidee auch von Breaking Benjamin stammen.
Nicht jeder Moment glänzt, aber der Spagat zwischen Stadion und Untergrund ist All That Remains definitiv besser gelungen als auf dem mauen und oftmals schwachbrüstigen Vorgänger A WAR YOU CANNOT WIN (2012). Das Songwriting von All That Remains ist in diversen Kategorien hochwertig, die Soli sind schön traditionell konzipiert. Zudem besitzt Labonte sowohl in den harschen als auch melodischen Passagen außerordentliches Charisma. Zumindest, wenn er ins Mikro singt anstatt spricht. (5/7)
Matthias Weckmann
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